Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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2. AKTIONSABEND GEGEN HOMOPHOBIE
Die Steilvorlage des Herrn Daum
Der 1. FC Köln hat die Erklärung gegen Diskriminierung im Fußball unterschrieben – Trainer Christoph Daum sorgte derweil mit einem TV-Interview für große Irritationen. Das Gespräch ist Teil der DSF-Dokumentation "Das große Tabu – Homosexualität & Fußball", die am heutigen Mittwoch um 18.45 Uhr gesendet wird.


Theo Zwanziger
Der Anstoß zum 2. Aktionsabend: DFB-Präsident Theo Zwanziger auf dem Rasen des Kölner Stadions.
Foto Fan-Club Andersrum Rot-Wieß



Dort, wo Christoph Daum häufig zu den Medienvertretern spricht, war man am Freitagabend empört über den Fußballlehrer. Der zweite Aktionsabend gegen Homophobie im deutschen Fußball im Rheinenergie-Stadion Köln erhielt durch den Trainer des 1. FC Köln, Christoph Daum, eine Steilvorlage. Daum hatte durch Äußerungen in einem Fernseh-Interview für das Deutsche Sportfernsehen Homosexuelle in die Nähe von Pädophilen gerückt: „Da wird es sehr deutlich, wie sehr wir dort aufgefordert sind, gegen jegliche Bestrebungen, die da gleichgeschlechtlich ausgeprägt ist, vorzugehen“, sagte er. „Gerade den uns anvertrauten Jugendlichen müssen wir mit einem so großen Verantwortungsbewusstsein entgegen treten, dass gerade die, die sich um diese Kinder kümmern, dass wir denen einen besonderen Schutz zukommen lassen.“

Christoph Daum belegt damit stellvertretend, wie wichtig und notwendig der Kampf gegen Homophobie und Vorurteile ist. Prominentester Unterstützer der Arbeit der European Gay and Lesbian Sport Federation (EGLSF) ist der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Dr. Theo Zwanziger, dem die Bemühungen gegen alle Formen der Diskriminierung ein persönliches Anliegen sind. „Wir sind alle unterschiedlich“, sagte er. „Unterschiede dürfen jedoch nicht zu einer unterschiedlichen Bewertung und Diskriminierung führen. Die Würde des Menschen ist unantastbar, unabhängig von allen Unterschieden.“

Einig war sich das Podium – neben Dr. Theo Zwanziger besetzt mit dem Ex-Profi Yves Eigenrauch, dem Fanbeauftragten des 1. FC Köln, Rainer Mendel, der Sozialwissenschaftlerin Dr. Tatjana Eggeling, dem Sprecher der Queer Football Fanclubs, Christian Deker, und der Mit-Organisatorin der Gay Games Köln 2010 Dagmar Ziege – darüber, dass die wichtigste Aufgabe darin besteht, Menschen für das Thema Homophobie zu sensibilisieren. „Gerade der Sport hat das große Potential, viele Menschen und Bevölkerungsschichten zu erreichen. Das sollte der Fußball unbedingt nutzen“, sagte Dagmar Ziege.

Yves Eigenrauch unterstützt diesen Optimismus: „Es ist ein guter Weg eingeschlagen, aber er ist noch lang“, sagte er. Ein erster Schritt auf dem langen Weg ist getan: 68 Organisationen, darunter 25 Profi-Vereine und DFB-Landesverbände, haben die Erklärung gegen Diskriminierung mittlerweile unterzeichnet. Namhafte Organisationen wie DFB, DFL, UEFA, FARE, Am Ball Bleiben sowie das Bündnis für Demokratie und Toleranz standen dem Orgateam des Aktionsabends Tanja Walther (EGLSF) und Andreas Stiene (Come-Together-Cup) unterstützend zur Seite.

Eine Atmosphäre im Fußball zu schaffen, in der sich Lesben und Schwule auf und um den Platz wohlfühlen, trägt auch dazu bei, dass sich andere Minderheiten im Fußballkosmos wohlfühlen können. „Fußball muss sich gegen jede Art der Diskriminierung stellen. Das ist eine große Verpflichtung“, sagte Dr. Theo Zwanziger. „Wenn uns das im Fußball gelingt, tun wir etwas Gutes für die Gesellschaft.“ Christian Deker von den schwul-lesbischen Fanclubs sagte: „Lesben und Schwule leisten bereits Basisarbeit in der Fankultur durch das sichtbare Auftreten als schwul-lesbische Fanclubs. Diese Arbeit muss noch mehr unterstützt werden.“ Dr. Theo Zwanziger schätzt die bereits geleistete Arbeit der EGLSF und der lesbisch-schwulen Fanclubs und sagte: „Wir müssen die Bildungsarbeit voranbringen und wir brauchen junge Leute in den Verbänden, um etwas zu verändern und zu bewegen.“

Der schwul-lesbische Fan-Club Andersrum Rot-Wieß vom 1. FC Köln zeigte sich in einer Presserklärung "entsetzt" über die Äußerungen von Christoph Daum. "Es ist für uns verletzend, wenn lesbische und schwule Lebensweisen in den Zusammenhang mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern und Jugendlichengestellt werden. Dieser Vergleich stellt eine unerträgliche Kriminalisierung unserer Lebensweisen dar." Zwanziger hatte mit Daum telefoniert, und dem Forum auf dem Aktionabend berichtet, dass sich der Kölner Coach offensichtlich missverstanden fühlt. Der Fan-Club Rot-Wieß hat Christoph Daum in einem offenen Brief zu einem Gespräch eingeladen.

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