Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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RUND-TIPP
Der HSV in der Nazizeit
Mehr als 60.000 Besucher waren schon da. Bis Ende August läuft im HSV-Museum die Ausstellung „Die Raute unter dem Hakenkreuz“

HSV 1933
HSV-Präsident Emil Martens, Asbj√∏rn Halvorsen und der Sportbeauftragte des Gaues Nordmark für Hamburg, Arthur Egon Schmidt (v. l.), aufgenommen 1933 auf dem Rothenbaum. Foto: HSV-Archiv



Oscar Algner, Jahrgang 1923, kann sich noch gut an den HSV in der Nazizeit erinnern: Wie vor Fußballspielen als lästige Pflichtübung „Heil Hitler“ gerufen werden musste, wie auf einer Mitgliederversammlung der Ausschluss jüdischer Mitglieder beschlossen wurde, und sich sein Vater dagegen aussprach. Und wie er sich von einer Übung der Hitler-Jugend heimlich davonstahl, um ein Länderspiel sehen zu können. „Die meisten waren Mitläufer“, berichtet er in einem spannenden Video-Interview, das in der Ausstellung „Die Raute unterm Hakenkreuz“ noch bis zum 31. August zu sehen ist.

Dass der HSV seine Geschichte mit einer sehenswerten Ausstellung aufarbeitet, wird von den Fans honoriert. Mehr als 60.000 Besucher wollten die von Museumsleiter Dirk Mansen und dem HSV-Chronisten Werner Skrentny konzipierte Ausstellung bislang sehen.

Tull Harder, Mittelstürmer von 1914 bis 1931 war NSDAP-Mitglied, bei der SS und später dann auch Kommandant in einem Außenlager des Konzentrationslager Neuengamme. Mit ihm spielte der norwegische Nationalspieler Asbjorn Halvorsen zusammen, der in Norwegen während der deutschen Besatzung im Widerstand war. Er wurde im August 1942 ins Konzentrationslager Natzweiler verschleppt.

Nach Halvorsens Abgang 1933 rückte ein anderer Fußballer des HSV noch mehr in den Mittelpunkt. „Der beste Spieler war Rudi Noack. Ich habe ihn bewundert“, erzählt Algner, der bei den Heimspielen am Rothenbaum ganz dicht neben dem Tor sitzen durfte, weil sein Vater Ligaobmann des HSV gewesen war. Mit den Nazis hatten Noack und sein Freund und Mitspieler Rudolf Greifenberg Probleme. „Wir galten als links“, erinnert sich Greifenberg. Beide kamen aus Harburg, einem Arbeiterstadtteil im Süden Hamburgs. Wenn die SA marschierte, wechselten beide demonstrativ die Straßenseite. Eine damals nicht ungefährliche Geste. Noack machte auch deshalb trotz seines überragenden Talents nur drei Länderspiele. Eines davon bei der WM 1934, als die deutsche Elf Dritter wurde. 1947 starb er in russischer Kriegsgefangenschaft.

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