Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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INTERVIEW
„Von Leverkusen könnten sich einige Traditionsvereine eine Scheibe abschneiden“
Tradionsverein oder Werkself: Markus Münch hat als Profi beim FC Bayern, Bayer Leverkusen, dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach beides kennengelernt. Im RUND-Interview kommentiert er die jüngsten Aussagen von Heribert Bruchhagen und Joachim Watzke, die vor noch mehr Werksklubs in der Liga warnen. Interview Henning Klefisch.

 

Markus Münch
"Die Zeit im Ausland war super": Markus Münch jubelt 2004 im Trikot von Panathinaikos Athen. Foto Pixathlon

 

Herr Münch, Sie haben Bayer Leverkusen 1996 mit einem Treffer kurz vor dem Schlusspfiff vor dem Abstieg gerettet. Fühlen Sie sich auf dieses eine Tor reduziert?
Markus Münch: Das stört mich überhaupt nicht. Ich habe auf allen Stationen, wo ich zuhause war, immer positive Erfahrungen gemacht. Es gab keinen Verein, wo ich sagen musste: Das war ein Fehler. Ich hatte auf jeder Station erfolgreiche Momente. Allein in meiner letzten bei Panathinaikos Athen bin ich Meister und Pokalsieger geworden. Ich wurde zum besten Ausländer gewählt. Ich hatte meine Erfolge. Was andere über mich denken, ist mir egal. Es gab viel mehr Situationen als nur dieses eine Tor. Dennoch war dieser Treffer ein positives Erlebnis.

Sie haben in Griechenland, in Italien und in der Türkei bei Spitzenvereinen gekickt. Wie wichtig waren diese Erfahrungen?
Markus Münch: Die Zeit im Ausland war super. Das möchte ich nicht missen. Drei verschiedene Kulturen und Länder habe ich kennen gelernt. Neue Sprachen habe ich gelernt, und viel Lebensqualität. Glücklicherweise habe ich immer bei ausländischen Traditionsvereinen gespielt. Diese waren auch zumeist erfolgreich. Deshalb hat es auch enorm viel Spaß gemacht. Es liegt schon ein paar Jahre zurück. Man wird immer noch angesprochen, wenn man durch den Urlaub in die Länder zurückkommt, wird man überall erkannt. Das ist schon eine Wertschätzung, die ich auch nicht missen möchte.
 
Vermissen Sie den Profifußball, würden Sie gerne heute noch kicken?
Markus Münch: Ich möchte absolut realistisch sein. Meine Zeit ist vorbei. Logischerweise allein schon vom Alter. Ich habe in meiner Karriere das Maximum herausgeholt. Ich hatte über viele Jahre Glück relativ wenige Verletzungen zu haben. Es war im Rückblick eine absolut schöne Zeit.
Es ist natürlich noch moderner, noch schöner geworden, aber ich hatte schon zu meiner Zeit das absolute Maximum. Deshalb möchte ich mich keinesfalls beklagen.

Sie haben bei Traditionsvereinen wie Bayern, Köln und Mönchengladbach in der Bundesliga gespielt, auch bei Bayer Leverkusen. Wie bewerten Sie die Aussagen von Joachim Watzke und Heribert Bruchhagen, die Werksvereine stark kritisieren? Legt man bei einem Vereinswechsel Wert auf eine große Fankultur und ein gewisses Standing des Vereins oder sind andere Gründe entscheidend?
Markus Münch: Das ist sportlicher Wettbewerb. Wenn man in solch einem Verein wie Leverkusen gespielt hat, dann weiß man, dass dies in Wirklichkeit mit Werk nicht viel zu tun hat. Wir wurden schon damals zwar die Werkself genannt. Wenn man jedoch überlegt, was in Leverkusen entstanden ist. Das Stadion ist regelmäßig ausverkauft. Die bringen enorm viele Fans mit, auch auswärts. Der Verein ist absolut top-organisiert. Deshalb kann ich nur sagen: Diesen Verein möchte ich in der Bundesliga nicht missen. Leverkusen ist eine der am professionelsten geführten Vereine überhaupt in der Liga. Da können sich einige Traditionsvereine eine Scheibe von abschneiden. In der Führung des Vereins ist in Leverkusen viele Jahre sehr viel richtig gemacht worden.


Im Jahr 2005 haben sie bei Panathinaikos Ihre aktive Profikarriere beendet. Wie bewerten Sie die Entwicklung des deutschen Fußballs seitdem?
Markus Münch: In den letzten Jahren war ich nicht mehr aktiv dabei. Ich kann jedoch sagen, dass der Fußball ständig gewachsen ist. Auch die Art Fußball zu spielen, ist deutlich besser geworden. Man hat über viele Jahre im Nachwuchs große Probleme gehabt. Damals waren viele Mannschaften im Vergleich zu Deutschland definitiv weiter, wie die Spanier, die Engländer und auch die Italiener. Von diesen Teams wurden wir überholt. Wir hatten eine lange Durststrecke. In den letzten Jahren sieht man, dass die ganze Umstrukturierung im Jugendfußball Früchte getragen hat. Wenn man jetzt sieht, wie technisch begabt junge Spieler in Deutschland sind, ist es schon ein klarer Fortschritt. Man sieht, dass wir uns europaweit vor keinem mehr verstecken müssen. Die Italiener haben wir schon lange überholt. An den Engländern sind wir auch schon fast vorbei. Die Spanier stehen noch vor uns im taktisch-technischem Fußball. Den typisch deutschen Fußball, den es früher einmal gegeben hat, den gibt es nicht mehr. Es ist ein Fortschritt im deutschen Fußball zu erkennen. Letztlich zählen im Fußball nur Erfolge. In der letzten Zeit haben wir Deutschen wenige Titel geholt und sind immer knapp gescheitert. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder einen Titel holen. Es ist immer schöner einen Titel mit gutem Fußball zu holen, als mit einer Mauertaktik.

 

Klichen Sie hier, um den ersten Teil des Interviews mit Markus Münch zu lesen: „Galopprennen ist Hochleistungssport“


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