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Bienvenue für Borussia
Ein Motorsportjournalist aus Le Mans versorgt seit fünf Jahren eine wachsende Zahl französischer Fans der Dortmunder mit aktuellen News über die Borussia. Den FC Bayern haben er und seine Mitstreiter inzwischen längst abgehängt. Von Quentin Arts, Tours.

 Pierre-Emerick AubameyangLiebling der Nutzer auf Borussia.fr: Pierre-Emerick Aubameyang. Foto Pixathlon

 

Seit fünf Jahren steht sie online: Borussia.fr ist die erste Website über Borussia Dortmund auf französisch. Gegründet wurde die inoffizielle Seite von Basile Davoine, 28, aus La Flèche, das 40 Autominuten von Le Mans entfernt liegt. Er ist Motorsportjournalist und seit dem Sieg in der Champions League 1997 glühender Fan der Borussia. „Ich habe im Mai 2010 angefangen, und die Site zunächst anderthalb Jahre lang komplett alleine aufgebaut", errinert sich Basile.

2011 hat er bereits Interviews mit Jürgen Klopp und Damien Le Tallec, ehemaliger französischer BVB-Spieler der U23 der Dortmunder, während eines Freundschaftspiels der Borussen im Stadion von Valenciennes geführt und online veröffentlicht.

Die Webseite ist seit dem Frühjahr 2013 mit den großen Erfolgen des BVB bekannter geworden. Nach dem Erreichen des Champions-League-Finales und der Verpflichtung Pierre-Emerick Aubameyangs sind mehr und mehr Franzosen auf die Website gekommen. In der Gemeinschaft findet man seitdem auch viele Gabuner, die Aubameyang supporten und Saint-Etienne-Fans, dem Klub von dem Aubameyang zur Borussia wechselte. Dazu kommen viele armenisch-französische User, die den Webmaster häufig Fragen zu ihrem Idol Hendrikh Mkhitaryan stellen.
 
Außerdem besuchen viele User in der Schweiz die Seite, von den einige Mitglied in BVB-Fanklubs sind sowie Belgier und Nutzer aus den französischen DOMTOM (Französische Überseegebiete). Durch diese Gemeinschaft haben sich Freundschaften zwischen Fans entwickelt, die dann auch mit Mitgliedern von Fanklubs gemeinsam Spiele anschauen.

Vor dem Finale 2013 von Wembley kannten in Frankreich nur Fußballliebhaber den Namen Borussia Dortmund und die berühmte Stimmung im Stadion. „Ach Dortmund, dieses mittelmäßige Team mit tollen Fans“, so war es häufig über den BVB zu hören. Oder noch am Ende 2011, erzählten ein paar Fans von Olympique Marseille: „Ach Dortmund, das ist also der Deutsche Meister, den wir zweimal besiegen haben“.
 
Seit Wembley ist das anders: Wenn man vom BVB in Frankreich redet, denkt man hauptsächlich an die Südtribüne, die gute Image der Fans, Marco Reus und den Vollgasfußball, den die Schwarzgelben im Champions League 2012/13 gezeigt haben.

Wie etwa Quentin berichtet: „Wenn ich mein BVB-Trikot in Tours im Sommer trage, kriege ich immer positive Bemerkungen. Entweder 'tolle Mannschaft, Reus spielt geil!', 'Ich mag Jürgen Klopp, ein toller und witziger Typ!' oder 'jawohl! Aubameyang ist der Hammer!', obwohl ich, Kehl, Sahin und Hummels als Beflockung mit Autogrammen auf dem Trikot habe.“

Das sagt auch Clément aus Metz : „In der Stadt trage ich oft mein BVB-Trikot und kriege immer Sympathiebekundungen der Leute, ich glaube das Team hat wirklich ein gutes Image in Frankreich, und wahrscheinlich in ganz Europa. Vielleicht sogar in der ganzen Welt“.

Seit Januar 2015 sind im Team Clément und Quentin mit dabei, und schreiben die News über den BVB, aber auch Übersetzungen von Interviews.

Inzwischen schreiben neben Basile einige weitere Autoren Texte für borussia.fr,. Eine viel beachtete Kolumne stammt von einem langjährigen BVB-Fan aus der Schweiz: „L'oeil du fan“ (Das Auge des Fans). Der Schweizer berichtet aus Sicht der Allesfahrer, die Bier trinken, die Kultur kennenlernen und Fußball- und BVB-verrückt sind. Die Leser können in die Fanwelt des BVB eintauchen. Außergewöhnlich für diejenigen Frankophonen, die noch nie die Möglichkeit hatten, in Dortmund ins Stadion zu gehen.

Die Webseite läuft momentan ziemlich gut, selbst in den schwierigeren Zeiten für den BVB gab es durchschnittlich 120.000 Pageimpressions pro Monat.

Neue Projekte werden sich 2015 entwickeln, wie zum Beispiel die Möglichkeit, Spieler zu interviewen, und für das ganze Redakteurteam sich in Dortmund zu treffen und Spiele zusammen anzugucken. Borussia.fr gibt deshalb ein gutes Bild der Schwarzgelben in Frankreich mit bald 5.000 likes auf Facebook und eine enge Gemeinschaft, die über Jahre gewachsen ist. Da kann der Branchenprimus der anderen Rheinseite trotz Franck Ribéry nicht mithalten. Zum Vergleich: In Frankreich gibt es fcbayern-fr mit knapp 2.000 likes auf Facebook und eigener Website.

Die Bundesliga ist auch im Laufe der letzten drei Jahren in Frankreich populärer geworden, mit den zwei großen Teams Deutschland, FC Bayern und BVB, kriegt man mehr interesse um die Meisterschaft wo „Man sieht oft Ergebnisse wie 5:1 oder 4:3, mit Teams, die ohne Sorge ganz vorne gehen, egal die Situation im Tabelle, mit spektakulärem und attraktivem Fußball und ausverfkauften Stadien“, so berichten viele Franzosen. Trotzdem gibt es das Problem der Sprache und der alten Klischees über das Nachbarland im Osten: „Es wäre mir so gefallen, einmal ein Spiel in Deutschland anzugucken, aber ich mag die deutsche Sprache gar nicht und kann deshalb kein Deutsch“, klagt ein User.

Entsprechend lange hat es gedauert, bis die Bundesliga in Frankreich im Fernsehen beachtet wurde. Seit zwei Jahren zeigt der Bezahlsender BeIN Sports regelmäßig die wichtigsten Partien, wobei Experten wie Trainer Gernot Rohr das Gesehene analysieren. Und ab August 2015 werden dann alle Bundesligaspiele zu sehen sein. Die Bundesliga bleibt für Franzosen dennoch momentan immer noch weniger attraktiv als die englische oder spanische Liga. Aber das kann sich mittelfristig geändert haben, wenn Borussia.fr zehn Jahre im Netz steht.


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