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Borussia Dortmund: Eine neue Ära beginnt – auch das Transferroulette?
Namen wie Sami Khedira und Edin Dzeko werden für die kommende Saison gehandelt.

Sami Khedira mit dem WM-PokalEin möglicher Kandidat für Borussia Dortmund? Sami Khedira mit dem WM-Pokal. Foto: Pixathlon

 

Der 15. April 2015 geht bei Borussia Dortmund als ein trauriger Tag in die Geschichtsbücher ein. Vor der Pressekonferenz wurde bereits stundenlang spekuliert: Hört Trainer Jürgen Klopp nach sieben Jahren „Echte Liebe“ tatsächlich auf? Dann die Gewissheit: „Wir haben beidseitig viel investiert und beidseitig viel zurückbekommen. Ich habe immer gesagt, dass in dem Moment wo ich das Gefühl habe, dass ich nicht mehr der perfekte Trainer für diesen außergewöhnlichen Verein bin, es sagen würde. Ich habe festgestellt, dass ich in den vergangenen Wochen und Tagen diese Frage nicht eindeutig mit ja beantworten konnte. Und um der außergewöhnlichen, vertrauensvollen, freundschaftlichen Zusammenarbeit, die wir über die Jahre entwickelt haben, Rechnung zu tragen, habe ich es als meine Pflicht empfunden, Micha und Aki darüber zu informieren“, sagte Klopp selbst zu seinem Abschied.

Ein großes Ziel hat Jürgen Klopp mit dem BVB allerdings noch. Er möchte noch einmal „mit gutem Grund auf einem Lastwagen um den Borsigplatz fahren“. Das wäre lässig sagt Klopp.  Ein Triumph in Berlin, der Sieg im DFB-Pokal Finale wäre der letzte Titel, den „Kloppo“ mit seinen „Jungs“ gewinnen könnte. Am vergangenen Dienstag wurde bereits der Grundstein dafür gelegt, als die Bayern sich im Elfmeterschießen quasi selbst geschlagen hatten. Nebenbei geht es in der Liga noch um den Kampf um die europäischen Plätze. Und sollte man es tatsächlich schaffen, seinen Nachbarn und Rivalen zu ärgern und am Ende der Saison an Schalke 04 noch vorbeiziehen, dann wäre diese Spielzeit doch noch mit einem versöhnlichen Abschluss geglückt.

Die Ära Klopp war sichtlich eine außergewöhnliche beim BVB. 2008 übernahm er den Trainerposten des damals eher im Mittelfeld verschwundenen Bundesliga-Clubs. Spieler wie Dede, Patrick Owomoyela oder Kevin-Prince Boateng standen auf dem Platz. In der Offensive wirbelten Alexander Frei, Nelson Valdez und Mohamed Zidan. Mit Jürgen Klopp kam frischer Wind in die Mannschaft. Marcel Schmelzer und Neven Subotic kamen neu hinzu, Mats Hummels, Kevin Großkreutz und „Kuba“ entwickelten sich zu Stammkräften und absoluten Leistungsträgern. Prompt erreichte man das internationale Geschäft. Am Ende stehen nach sieben Jahren Amtszeit zwei Deutsche Meisterschaften, einen DFB Pokal Sieg (Double 2012) und die Final-Teilnahme bei der Champions League auf der Haben-Seite. Wir erinnern uns gut an dramatische Spiele wie gegen den FC Malaga im Championsleague Viertelfinale 2013, der mit zwei Toren in den Schlusssekunden besiegt wurden. Oder da wäre die Halbfinal-Gala gegen das große Real Madrid. Robert Lewandowski traf gleich vier Mal ins Tor von Iker Casillas und schoss den BVB quasi alleine ins Finale. Nicht zu vergessen ist das DFB-Pokal Finale gegen den Rivalen aus München. Ganze fünf Mal griff Manuel Neuer hinter sich, so sehr wurde der FC Bayern schon lange nicht mehr gedemütigt. Am Ende stand es 5:2 für den BVB und das Double war perfekt.

 

Edin Dzeko
Steht noch bei Manchester City unter Vertrag: Edin Dzeko. Foto Pixathlon

 

Jetzt endet diese Ära. Ein Neuanfang steht an. Ab der kommenden Saison wird Thomas Tuchel die Mannschaft übernehmen. Wieder ein junger Trainer mit viel Elan; wieder ein junger Trainer, der zuvor den FSV Mainz 05 trainierte. Irgendwie scheint das zu passen. Doch die weitaus spannendere Frage ist, wie das kommende Team aussehen wird? Das Spieler-Roulette wird im kommenden Sommer wieder eröffnet und so bleibt noch ein wenig Zeit, ehe es wieder heißt „Rien ne va plus“. Wer kommt, wer geht? Wo bleibt die Kugel dieses Mal stehen? Ein „Zero-Spiel“  wird es beim BVB wohl nicht geben. Das haben sie bereits beim Verkauf von Robert Lewandowski gemerkt. Eher ein sogenannter „Split“ wie beim Roulette wäre sicher eine gelungene Option. Dort setzt man gleichzeitig auf zwei nebeneinanderliegenden Zahlen und verdoppelt seine Gewinnchancen. Immer wieder wird zum Beispiel darüber spekuliert, ob Matts Hummels sich eine neue Herausforderung sucht. Manchester United soll großes Interesse an dem deutschen Abwehrspezialisten haben. Bleibt er, ist alles gut, falls nicht, hat der BVB bereits die ein oder andere Option an der Angel. Über die Personalie Ilkay Gündogan wird ebenfalls viel diskutiert. Neben Manchester United, Arsenal London und den beiden Vereinen aus Madrid sei nun auch der FC Bayern München sehr am Mittelfeldstrategen interessiert. Es wäre der dritte Dortmunder Topspieler, den der FC Bayern innerhalb von drei Jahren verpflichtet. Und für die Borussia geht es ja noch um eine stattliche Ablöse. Schließlich hat Gündogan nur noch bis 2016 einen gültigen Vertrag.

Im Sturm könnte sich auch einiges ändern. In der aktuellen Saison spielten Ciro Immobile und Adrian Ramos kaum eine Rolle. Sind sie im Sommer wieder weg? Oder tauen sie unter Thomas Tuchel richtig auf? Zumindest bei Immobile sollen sich neben einigen italienischen Clubs unter anderem der FC Liverpool bei Sportdirektor Michael Zorc gemeldet haben. Er könnte dort den bislang glücklosen Mario Balotelli beerben. Mit 3 Toren in 19 Bundesligapartien steht Immobile zumindest beim BVB in der Pflicht, sollte er in der kommenden Saison noch das gelbe Trikot tragen. Wirbelwind Aubameyang wird definitv für Spektakel sorgen. Der extrovertierte Stürmer hat sich gut eingelebt und mit 14 Toren ist er in dieser Saison der gefährlichste Angreifer beim BVB. Doch Tuchel will laut der „Bild“-Zeitung unbedingt Edin Dzeko. Der Bosnier war bereits mehrfach beim BVB auf dem Zettel. Da der 29-jährige bei Manchester City allerdings noch einen Vertrag bis 2018 hat, würde er rund 20 Millionen Euro kosten.

Im Mittelfeld könnte bald neben Marco Reus, der seinen Vertrag in dieser Saison erst bis 2019 verlängerte und somit zur Identifikationsfigur für viele Fans wurde, Gonzalo Castro spielen. Er spielt bei Bayer Leverkusen wohl seine stärkste Saison und sein Vertrag läuft 2016 aus. Bayer möchte ihn unbedingt behalten und den Vertrag verlängern, doch eine Ausstiegsklausel macht es möglich, dass Castro den Verein für rund zehn Millionen Euro verlassen kann. Leider verpasst Castro wegen einem Meniskusriss das Saison-Finale. Ob er nochmal für Bayer 04 auflaufen wird, ist fraglich. Seit seiner Jugend spielt er für die Werkself, doch laut seinen aktuellen Aussagen, könnte er sich „durchaus vorstellen, etwas neues auszuprobieren“. Des Weiteren spekuliert der Kicker über eine Verpflichtung von Johannes Geis. Der Mainzer brillierte bereits unter Tuchel und so könnte es beim BVB ein Wiedersehen geben. Der Freistoßspezialist würde allerdings rund acht bis zehn Millionen Euro kosten, da auch er bei den Mainzern noch einen gültigen Vertrag bis 2017 hat.  Ein weiteres interessantes Rennen könnte die Verpflichtung von Sami Khedira werden. Denn kein geringerer Verein als Schalke 04 bekundet bereits seit Tagen großes Interesse am Nationalspieler, der in Real Madrid bei den Fans einen aktuell schweren Stand hat und den Verein im Sommer definitiv verlassen wird. Sollte der BVB die internationalen Plätze erreichen und in der kommenden Saison zumindest in der Euro-League spielen, wäre Khedira sicherlich bereit, in der kommenden Saison auf die Südtribüne zu kicken. Als Bonus würde Khedira ablösefrei zur Verfügung stehen.

In der Offensive stehen noch unter anderem Abdul Rahman Baba vom FC Augsburg, Yussuf Poulsen vom Zweitligist RB Leipzig, Bremens Franco Di Santo und Hoffenheims Kevin Volland auf dem Zettel. Poulsen hat bei RB noch einen Vertrag bis 2017 und laut Sportdirektor Ralf Rangnick hat dieser keine Ausstiegsklausel. Für einen finanziell sehr gut aufgestellten Verein, der in naher Zukunft in der ersten Liga mitspielen möchte, käme nur ein absolutes Topangebot in Frage. Anders sieht es da bei Franco di Santo aus. Der Bremer machte deutlich, dass er kommende Saison internatinal spielen möchte. Qualifiziert sich Bremen nicht für die Euroleague, dafür aber der BVB, könnte er für rund 12 Millionen Euro zu haben sein. Wie dem auch sei, die Personalplanungen für die kommende Saison laufen sicherlich nicht nur beim BVB auch Hochtouren. Definitive Aussagen werden dann am Ende der Transferperiode getroffen. Und ob sich die Transfers gelohnt haben, wird sich erst im Laufe der Saison zeigen. Dann wird sich entscheiden, auf welche Zahl die Kugel gefallen ist und wer mit seinem Einsatz das bestmögliche Ergebnis erhält. Ein wenig Glück spielt sicherlich auch hier eine Rolle. Und für Überraschungen ist der BVB sowieso immer gut.

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