BIOGRAPHIE
Glamour voller Bodenhaftung
Ein Dokument fußballerischer Zeitgeschichte sowie der Moden und Frisuren: "David Beckham" ist eine gelungene Autobiografie von "Becks" mit wunderbaren Fotos. Von Giovanni Deriu.

 

David BeckhamFlanke von rechts: David Beckham im November 2015 bei einem Wohltätigkeitsspiel in Manchester.
Foto Pixathlon

 

Edel wie der englische Profikicker selbst, kommt auch seine Auotobiografie daher: in minimalistischem schwarzgrau mit seinem Porträt auf dem Cover. Ein Band, der ebenso bei männlichen wie weiblichen Fans daheim auf dem Tisch liegen kann.

Der Foto- und Text-Band wirkt sehr ästhetisch. Dank der tollen Fotos, und eben auch deshalb, riecht das biographische Buch auch ein wenig nach Fußball, Gras und Schweiß. Der blonde (B)Engel hatte stets Talent, dennoch rieben sich die Geister (Trainer wie Fans) an ihm. Erfolg hatte Beckham bei jeder seiner Karrierestationen, und dass David überall gut ankam, lag auch daran, dass David Beckham stets der Junge von nebenan blieb mit seinem Vorort-Akzent von London, wo er geboren wurde: aus Leytonstone.

Heute noch kennt man Beckham überall auf der Welt. Wenn er gerade nicht selbst vor Ort ist, um ein Produkt oder eine seiner Fußballschulen zu bewerben und zu eröffnen, dann lächelt das englische Idol von großflächigen Plakaten auf Wolkenkratzern herab: In Karatschi und Bombay genauso wie in Tokyo oder New York.

Bodenständig war und blieb Beckham dennoch. Der Autor dieser Zeilen selbst erlebte “Becks” mit Real Madrid in Hongkong 2004, als der Mittelfeldspieler mit den Königlichen auf Asientour war. Bescheiden sein Auftreten im Hotel-Foyer, sowie bei der Team-Präsentation. Freundlich zu allen, besonders zu den Kleinsten, weil jüngsten Fans, die lange auf ihn, David Beckham, gewartet hatten.

Total auf dem Boden geblieben ist der junge Engländer, der nun auch die 40 überschreitet, denn David dankt in seinem Buch, Matthew Syed von der Times, der ihm half, die Gedanken zu Papier zu bringen. Sowie allen, die viel Arbeit in das ebenso gelungene wie stilvolle Buch steckten, um es auch so zu gestalten.

An seine Ehefrau, Ex-Spice-Girl, Victoria und seine Kinder Brooklyn, Romeo, Cruz und Harper heißt es auf Seite drei: “Ich hätte meinen Traum nie leben können, wenn ihr nicht an meiner Seite gewesen wäret. Daher ist dies euer Buch. In Liebe, David (Daddy) xxxxx”

Intensiv und sinnlich schaut uns Beckham weiter vorn an, und seine (Auto-)Biographie beginnt so, “ALS ICH, NOCH EIN Kind, zum ersten Mal gegen einen Ball trat, wusste ich, dass ich meine Bestimmung gefunden hatte. Ich muss mich heute noch manchmal kneifen, wenn ich auf meine unglaublichen Erfahrungen zurückblicke …”, die Beckham selbst über die Jahre gesammelt hatte. Die Beckhams sind ein Glamour-Paar, waren stets bemüht, leise aufzutreten.

Dokumentiert werden im Buch Beckhams Juniorentage und der Einstieg in den Fußball, stets mit Originalzitaten, wie beim Torjubel seines ersten Treffers für England. Beckham: “Mein erstes Tor für England am Geburtstag meiner Mutter. Fast hörte ich sie sagen: >>Das hat mein Junge für mich getan.<<”

Die Momente des Torjubels wünschte sich Beckham ebenso wie sein Kamerad Sol Campbell, “seit ich zwölf bin”.

Oder aber Beckham erzählt die Episode, als er selbst wohl im Nationalteam zum “Mann” auf dem Spielfeld wurde, indem David seinem Kollegen Teddy Sheringham den Ball zum entscheidenden Freistoß in der 93. Minute abnahm, 1:2 stand es, und Englands Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2002 war enorm in Gefahr! “Es ist zu weit für Dich Teddy”, sagte ich (so Beckham im Buch), “Vertrau mir. Ich habe es im Griff”, Teddy schaute wohl verdutzt, wusste aber, dass David entschlossen war. Da waren sie nun: Ich, der Ball und die 23 Meter, die ihn von der linken oberen Ecke des Tores trennten.

>Doch bei diesem Schuss ging es nicht nur um England, sondern auch um mich. Er sollte ein Schlussstrich ziehen unter vier Jahre der Schmähungen …<<

Beckham atmete vor dem Schuss zweimal tief durch, der Rest ist Geschichte.

Der Bilderband ist nicht nur ein Dokument fußballerischer Zeitgeschichte, sondern auch der Moden und Frisuren.

Egal ob bei Manchester United, (Champions-League-Sieger über die Bayern), oder bei Real Madrid, in Los Angeles und beim AC Milan: Beckham war ein Gewinner und Sympathieträger. Klar, dass Becks auch in der zweiten Modemetropole Paris eine gute Figur abgab. Meister wurde Beckham zum Abschluss seiner Karriere.

Mehr geht nicht – auch wenn Coach Alex Ferguson einst anderer Meinung war.

Beckham arbeitet an seiner sportlichen Vita, sowie an einer Zukunft nach dem Fußball, und dies tat er gleichzeitig, ohne auch seine Familie zu vernachlässigen.

Was kann daran nur falsch sein? Gar nichts …

 

Von Giovanni Deriu, 44, RUND-Autor und Rezensent neuer Fußballiteratur

 

 

David Beckham

erschienen im riva-Verlag; ISBN: 978-3-86883-386-7, 288 Seiten, 24,99 Euro

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