Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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INTERVIEW
„Ich habe Fußball wirklich gelebt“
Hasan Salihamidzic, den alle nur Brazzo nennen, über seine Jahre beim FC Bayern, seine Nachbarschaft zu Felix Magath und die Flucht aus dem Bürgerkrieg in Jugoslawien. Unsere Kolumnistin Samira Samii hat ihn interviewt.

 

Samira Samii und Hasan Salihamidzic

Sportmanagerin Samira Samii mit Hasan Salihamidzic

 

Herr Salihamidzic, Im ZDF waren Sie während der WM im Gespräch mit vielen Fußballern aus aller Welt zu sehen. Welcher Interviewpartner hat Sie am stärksten beeindruckt?
Hasan Salihamidzic: Es war ein schönes Projekt mit vielen großen Persönlichkeiten als Gästen. Dirk Nowitzki, US-Open-Sieger Martin Kaymer, Felix Magath, Stefan Effenberg und andere. Einen einzelnen Gast kann ich daher nicht herausheben.

Werden Sie weiter im Fernsehen arbeiten?
Hasan Salihamidzic: Sicherlich wird es neue Projekte geben. Aber im Moment ist noch nichts geplant.

Woher kommt Ihre Verbundenheit mit den Bayern: Auch in Hamburg oder Turin haben Sie lange gespielt.
Hasan Salihamidzic: Für den FC Bayern habe ich neun Jahre gespielt. Mit 21 bin ich gekommen, mit 30 gegangen. Diese Zeit hat mich sehr geprägt, meine Kinder sind in München geboren. Ich lebe jetzt auch in Bayern und fühle mich sehr wohl in München. Ich trage den FC Bayern im Herzen, es ist mein Klub.

Was viele Jüngere nicht mehr wissen: Sie sind vor dem Bürgerkrieg in Jugoslawien nach Deutschland geflohen.
Hasan Salihamidzic: Ich kam in Deutschland mit dem Bus an. Es war ein langer und schwieriger Weg. Für mich war es eine schwierige Entscheidung, meine Familie dort zu lassen. Aber ich wollte unbedingt Fußball-Profi werden, weil ich ein großes Talent war. Mein Vater hat selber in der zweiten Liga in Jugoslawien gespielt. Er war mein erster Trainer.

Wer hat Ihnen damals beim HSV geholfen?
Hasan Salihamidzic: Ein Schulfreund von meinem Papa. Herr Halilhodžić' ist zum Hamburger Sportverein gegangen. Er har gefragt, ob ich ein Probetraining machen kann. Das hat geklappt. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. (Anmerkung der Redaktion: Ahmed Halilhodžić' ist der Neffe von Vahid Halilhodžić', dem Trainer Algeriens bei der WM 2014.)

Wie war Ihr Verhältnis zu Felix Magath?
Hasan Salihamidzic: Sehr gut. Auch heute, wir sind fast Nachbarn. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mir die Möglichkeit gegeben hat, in den Profifußball rein zu schnuppern. Er war mein erster Profitrainer. Insgesamt hatte ich ihn dreimal in meiner Karriere als Trainer. Wir kennen uns sehr gut.

Was hat Sie so selbstbewusst gemacht zu glauben, sich auch bei den Bayern durchzusetzen?
Hasan Salihamidzic: Ich glaube, wenn man die Chance hat, zum FC Bayern zu wechseln sollte man das tun. Das war immer mein Traum als ich ein kleiner Junge war. Diesen Traum wollte ich mir erfüllen. Ich habe an mich geglaubt und versucht, Tag für Tag gute Leistungen zu bringen. Wenn man im Training an die Grenze geht oder sogar darüber hinaus, kann man viel erreichen. Ich habe Fußball wirklich gelebt. Es ist immer noch meine Leidenschaft.

2007 wechselten Sie schließlich für vier Jahre zu Juventus Turin. Sie haben dort auch mal in der Viererkette gespielt. Wie ist die in Italien organisiert?
Hasan Salihamidzic: Das könnte man ausgiebig diskutieren. Wir wissen alle, dass Italiener großen Wert auf Taktik legen. Die Bundesliga hat sich weiterentwickelt und – wie ich finde – die anderen Ligen auf der Welt überholt. Deshalb muss sich die deutsche nicht mehr hinter der italienischen Viererkette verstecken.

Spielt Ihr Sohn wie Sie im offensiven Mittelfeld, eher rechts, manchmal aber auch im Zentrum?
Hasan Salihamidzic: Er ist Zwölf und spielt in der U13 des FC Bayern. Für mich ist wichtig, dass er Spaß hat. Er ist sehr heiß auf Fußball. Er lebt das. So wie ich.

 

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