Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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REPORTAGE
Wo mittwochs Sonntag ist
Wenn die Erstaufnahme in Hamburg-Harburg zum Fußballplatz wird, schaut das ehrenamtliche Projekt Kick it – United mit Hannes Nöllenheidt einmal in der Woche bei den Geflüchteten vorbei. Von Christopher von Savigny.

 Projekt Kick it – UnitedGoooool! Eine der wenigen Fußballvokabeln, die fast überall auf der Welt verstanden wird.
Foto: Christopher von Savigny

 

Es ist heiß an diesem Mai-Mittwoch auf dem Parkplatz des ehemaligen Fegro-Marktes in der Schlachthofstraße. Die Sonne scheint und auf dem Asphalt rollt der Ball. Etwa zehn junge Männer mit bunten Leibchen spurten, dribbeln und kämpfen mit vollem Einsatz, während auf den Bahngleisen im Hintergrund die blau-weiß-gelben Doppelstockwagen des Metronoms vorüberrauschen. Arabische, persische und albanische Sprachfetzen sind zu hören. Irgendwann zappelt der Ball im Netz. „Goooool!“ rufen die Spieler unisono. Das versteht hier jeder: Fußball ist eben international.
 
Die Idee zum Projekt „Kick it – United“ stammt von einem Fußballverrückten aus Hamburg-Altona: „Integration klappt am besten durch Sport“, findet Hannes Nöllenheidt, einer der beiden Vereinsgründer. Insbesondere junge Männer in den Zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen (ZEA) gierten geradezu nach Beschäftigung. „Von denen gehen ja die meisten Schwierigkeiten aus, wenn es im Camp rumort“, sagt Nöllenheidt. „Da wollen wir eingreifen!“

Jungs spielen zusammen, die sich nicht ganz grün sind

Seit Anfang des Jahres ist Nöllenheidt mit seinem gemieteten Transporter zwischen den sechs größten Hamburger ZEAs unterwegs. Immer im Gepäck: ein 13 mal 20 Meter großer, mobiler Streetsoccer-Platz, der jeweils vor Ort von Ehrenamtlichen und Bewohnern gemeinsam aufgebaut wird. Rund eineinhalb Stunden dauert es, bis Stellwände, Tore und Fangnetze für den Spielbetrieb bereit sind. Viele Studenten helfen mit, darüber hinaus bieten der Hamburger Hochschulsport und die Fakultät für Sport wissenschaftliche Begleitung an. Anschließend darf von 12 bis etwa 16 Uhr gekickt werden.

 

Projekt Kick it - United
Rando kommt aus Albanien. Er liebt das wöchentliche Fußballspielen in Hamburg-Harburg.
Foto: Christopher von Savigny

 

Meistens läuft es so, dass alle Teams einmal gegeneinander spielen, bevor am Ende zwischen den beiden erfolgreichsten Mannschaften der Sieger ermittelt wird. Zu gewinnen gibt es zwar nur Ruhm und Ehre, aber den Teilnehmern ist das herzlich egal – sie freuen sich, dass sie sich überhaupt mal bewegen dürfen. Rando, ein 18-Jähriger aus Albanien, spricht aus, was wahrscheinlich die meisten hier fühlen: „Wir warten die ganze Woche darauf, dass es endlich wieder Mittwoch wird“, sagt er.

Die ZEA am Harburger Bahnhof („Neuland II“) wird vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betrieben, sie besteht seit Oktober 2015. Aktuell leben hier knapp 700 Menschen, die meisten kommen aus Afghanistan, Syrien, Irak und Iran. Es ist die größte derartige Einrichtung im DRK-Kreisverband Harburg. Freizeitmöglichkeiten sind Mangelware: Zwar bietet das DRK Kreativkurse und Spielnachmittage an – allerdings nur für Frauen und Kinder. Daher freut sich Einrichtungsleiter Harald Krebs über das Angebot von „Kick it – United“: „Für die jungen Männer, die praktisch 24 Stunden am Tag Zeit totschlagen müssen, ist das großartig“, sagt er. Die Emotionen gingen zwar manchmal hoch, aber das gehöre eben dazu. Über Hannes Nöllenheidt sagt der Neuland-II-Leiter: „Es gelingt ihm ganz toll, die Mannschaften zu mischen – auch wenn sich die Spieler nicht ganz grün sind.“

Drei Monate dauerte es, bis der Platz finanziert war

Der Verein finanziert sich über Stiftungen und private Geldgeber. Rund drei Monate hat Nöllenheidt nach eigener Schätzung telefoniert, E-Mails geschrieben und im Internet recherchiert, bevor er das Geld beisammen hatte, um ein paar Bälle und einen faltbaren Soccerplatz für 12.000 Euro kaufen zu können.
 
Wie kommt ein Hamburger Geschäftsmann dazu, sich rein ehrenamtlich dermaßen reinzuhängen? Nöllenheidt, ehemaliger Teilhaber der „Strandperle“ in Oevelgönne, zuckt mit den Schultern: „Bei mir hat sich beruflich einiges verändert. Ich hatte Zeit“, sagt er bescheiden. „Und Lust“, fügt er hinzu. Momentan ist er wieder auf der Suche nach Sponsoren für zwei weitere Soccerplätze: Diese sollen jeweils in den Camps verbleiben, damit die Bewohner künftig täglich – und wann immer sie Lust haben – gegen den Ball treten können. Diskutiert wird außerdem ein möglicher Einsatz von Kunstrasen – dieser würde nochmal mit mehreren 1.000 Euro zu Buche schlagen. „Wenn wir das bis Anfang der Sommerferien schaffen, sind wir alle ganz glücklich“, sagt Nöllenheidt.

Kontakt
Tel. 040 - 881 10 88 oder
hannesluca@aol.com
www.kick-it-united.de

 

Projekt Kick it - UnitedFußball als Mittel zur Integration: „Das Gemeinschaftsgefühl wird gestärkt“, sagt Einrichtungsleiter Harald Krebs (li., mit Hannes Nöllenheidt). Foto: Christopher von Savigny

 

 

 

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