BREXIT UND FUSSBALL
Bloody hell!
Nach dem Brexit dürfte es auch in der superreichen Premier League Veränderungen bei Transfers und Arbeitserlaubnissen geben. Von Giovanni Deriu und Matthias Greulich.

 

Robert HuthVom Brexit vorerst noch nicht betroffen: Robert Huth. Foto Heiko Prigge

 

Als das Ergebnis feststand, setzte Gary Lineker einen Tweet ab. "Bloody hell!", kommentierte der ehemalige Nationalspieler die Entscheidung seiner Landsleute, die EU zu verlassen. Von den im nun weiter als jeher entfernten Frankreich tätigen aktuellen Mitgliedern der FA-Auswahl war ansonsten kein Kommentar zu hören.

Zuvor hatte der traditionell von der Freizügigkeit profitierende turbokapitalistiche Profifußball wenig Lust auf den Brexit verspürt. Der englische Fußballverband FA hatte sich im Vorfeld klar für einen Verbleib in der EU ausgesprochen. Nun musste FA-Präsident Greg Dyke einräumen, dass "es einen ziemlichen Einfluß auf den englichen Fußball wegen des Brexit" geben könnte. Es wird zwar weiterhin britische Vereine in der Champions und Europa League geben, aber was die Transferpolitik angeht, dürfte Dyke mit seiner Prognose wohl recht behalten.

Bislang durften Profis aus Ländern der EU ohne Einschränkung in die englischen Profiligen wechseln. Daran dürfte sich zunächst vorerst nichts ändern. Es gilt als unwahrscheinlich, dass Profis aus EU-Ländern wie Robert Huth vom Meister Leicester City oder Emre Can vom FC Liverpool nun nachträglich die Arbeitserlaubnis entzogen wird. Laut einer Erhebung der BBC sind es momentan derzeit 122 Spieler in der Premier League, deren Status neu bewertet werden muss.

Für Profis aus Staaten außerhalb der EU galten bisher strengere Zuzugsregeln, um einheimische Profis wie Talente zu schützen: Das britische Innenministerium erteilt eine Arbeitserlaubnis abhängig von der Fifa-Weltrangliste und der Anzahl an Länderspielen, die der Porofi gemacht hat. Kommt der Spieler aus einem Land unter den ersten zehn Nationen der Fifa-Weltrangliste müssen die Neuverpflichtungen mindestens 30 Prozent an Länderspielen ihrer Länder in den vergangenen zwei Jahren absolviert haben. Das träfe auf Mario Götze zu, an dem der FC Liverpool interessiert ist.

45 Prozent der Länderspiele sind es bei Spielen mit der Nationalelf, ab Rankingplatz elf. Italiener, Deutsche, Franzosen und Spanier wären zukünftig mit südamerikanischen Kickern gleich zu setzen. Kommt keine Ausnahmeregelung für Kicker aus Europa, könnte sich selbst Topstars wie Torwart De Gea, Payet und Kanté nicht mehr auf ihren geltenden Vertrag berufen. Es greifen dann Regelungen, an die die Verträge angepasst werden müssen.

Stoke City mit elf, Newcastle mit zwölf oder Liverpool mit zehn Spielern aus EU-Ländern profitierten bislang von dieser Regelung. Große Klubs werden den Rückschlag besser parieren, kleinere Clubs dürften Schwierigkeiten bekommen. Durch das schwache Pfund werden ausländige Topstars noch teurer.

Experten, so schreibt auch Giovanni Capuano von „Panorama“, vermuten, dass es aber auch exportierende Länder treffen wird, denn Frankreich, Spanien, Irland sowie Belgien und Holland platzierten immer viele Spieler in der Premier League.

Und es dürfte auch nicht mehr so einfach werden für Klubs der Premiere League, sich an jungen Talenten aus dem übrigen Europa zu bedienen: Von je her untersagte die Fifa Transfers für Junioren unter 18 Jahren. Allerdings, blieb ein kleiner Freiraum für Talente innerhalb der EU, oder aber aus einer europäischen Wirtschafts-Sonderzone, gerade für Jungs zwischen 16 und 18. Davon profitierten einst die Topstars Cesc Fabregas, Paul Pogba und andere.

 


 

 

 

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