EURO
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der EM 2016
Das wirtschaftliche Fazit der EM fällt teilweise überraschend aus: Zu den größten wirtschaftlichen (und sportlichen) Siegern gehört  Island. Die Verlierer sind - man kann es kaum glauben - die Bierbrauer.

 

Cristiano RonaldoJubel in Saint-Denis: Cristiano Ronaldo und die portugiesische Elf sind Europameister. Foto Pixathlon

 

Rund drei Wochen nach der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich ist klar, dass zwar die portugiesische Nationalmannschaft den Titel geholt hat, aber auch der Gastgeber zu den Siegern gehört. Die französische Baubranche und Pizzadienste profitierten; auch Deutschland hat - zumindest beim Verkauf der Trikots - Gewinn gemacht. Zu den größten wirtschaftlichen (und sportlichen) Siegern gehört aber Island. Die Verlierer sind - man kann es kaum glauben - die Bierbrauer.

Frankreich gehört - trotz dem zweiten Platz - dennoch zu den Siegern

Das französische Bruttoinlandsprodukt ist um 1,27 Milliarden Euro gewachsen - eine Steigerung um 0,5 Prozent. Erfolgreich war es vor allem für die Pizza-Kette "Domino". Zwischen 18.00 und 23.00 Uhr wurden - pro Sekunde(!) - 5 Pizzen bestellt. 115.000 Pizzen pro Abend - ein Plus von 70 Prozent im Vergleich zu jenen Abenden, an denen keine Fußballspiele gezeigt wurden.

"Wir haben mit 40 Prozent Touristen gerechnet, gekommen sind 60 Prozent. Fanzonen wurden noch nicht ausgewertet, wobei wir wissen, dass auch hier zahlreiche Besucher vor Ort waren", so Nathalie Hénaff, die Wirtschaftsbeauftragte von der Universität Limoges. Auch die neu gebauten und renovierten Stadien, die bis zu 1,7 Milliarden Euro verschlungen haben, scheinen sich bereits gelohnt zu haben: Schon jetzt gibt es einen Anstieg bei Ligaspielen von bis zu 20 Prozent. Zudem wurden 100.000 Jobs geschaffen; 20.000 alleine für die Errichtung neuer und Renovierung bereits bestehender Stadien. Am Ende sollen - von den 100.000 Arbeitsplätzen - 25.000 Stellen erhalten bleiben.

Island hat alle überrascht

Frankreich mag zu den Gewinnern gehören, profitiert haben aber die Isländer. Nicht nur die Mannschaft, sondern auch das Land. 20.000 Trikots wurden produziert - zu wenig. Mit dem Hype konnte niemand rechnen; heute verkauft der Hersteller Erreá dermaßen viele Dressen der isländischen Nationalspieler, dass das Unternehmen sogar mit Puma mithalten kann. Doch Erreá hat nicht nur mit den Trikots einen ordentlichen Gewinn gemacht, sondern auch - dank der weltweiten TV-Präsenz - einen Umsatz erzielt, der bislang einzigartig in der Geschichte des Betriebs sei. Derzeit geht man von einem zweistelligen Millionenbetrag aus. Der Kleinbetrieb, in dem gerade einmal 600 Mitarbeiter beschäftigt sind, ist jetzt schon auf Augenhöhe mit Puma, wie die Analysten von IG Markets berichten.

Die Verlierer der EM? Die Bierbrauer

Doch neben all den Gewinnern muss es natürlich auch Verlierer geben. Die Rede ist von den Bierbrauern. "Nachdem wir schon im letzten Jahr einen Negativrekord hatten, bemerken wir, dass auch dieses Jahr die Preise unter 10 Euro fallen", so Günther Gruder, Geschäftsführer des Deutschen Getränkefachgroßhandels. "Die Angebote haben gezeigt, dass gerade einmal 23 Prozent aller Biermarken zum Normalpreis verkauft wurden. 77 Prozent wurden vergünstigt verkauft". Entwicklungen, die auch die Privatbrauerei Veltins beobachten konnte. "Das erinnert mich an die Weltmeisterschaft in Deutschland. Auch damals waren die Bierpreise auf einem Rekordtief", so Volker Kuhl, Vertriebschef der Brauerei. Auch wenn der Bierkonsum - nach langjährigem Abwärtstrend - wieder steigt, ist keine Entwarnung gegeben. Insider sind sich sicher, dass der steigende Bierkonsum nur der EM zu verdanken war. Vor allem auch, weil der Mai - seit Ewigkeiten - ein Wonnemonat sei, der Brückentage und Feiertage beinhalte, sodass viele Biertrinker auch auf "Vorrat" kaufen würden. Kleine Feiern, die ersten Grillpartys - da werden schon gerne ein bis zwei Kästen Bier mehr gekauft. Dass dann natürlich nach dem Sommer - oder speziell nach der EM - der Einbruch folgt, weil die Aktionen und Rabatte vorbei sind und viele Deutsche noch genügend Bier haben, ist kein Geheimnis.

 

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