TORHÜTER
Über den letzten Mann
Bertrachtungen über besondere Spieler auf der Torlinie. Von Giovanni Deriu.

 Ivan Taibon in AktionIvan Taibon in Aktion. Foto Deriu

 

Den letzten beißen die Hunde - oder die Angst des Tormanns beim Elfmeter

. . .  zugegeben, den Buchtitel von Schriftsteller Peter Handke, verstand ich nie. So geht es einigen. Muss man auch nicht. "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter", müsste eigentlich heißen, "Die weichen Knie', des Schützen am Elferpunkt". Zu verlieren hat der Torwart beim Elfer wenig, der Spieler, der antritt, jedoch viel.

Dass ein Torwart oder, Torspieler, moderner Prägung, stets ein besonderer Charakter ist - ja, sein muss, bewiesen schon etliche Namen, die im Tor Kopf und Kragen riskierten, um Punkte und Siege zu retten.

Als da wären z. B. Namen und "Legenden" wie

#DinoZoff #PeterShilton #LewJaschin #SeppMaier #ToniSchumacher #BodoIllgner und #OliverKahn sowie #WalterZenga #GigiBuffon aber auch solche wie #EikeImmel #UliStein #PetrCěch oder #RenéHiguita . . .

Manch einer rastete aus, ein anderer schlug dem Gegenspieler beim Zusammenprall die Zähne aus (Deutschland gegen Frankreich, 1982), ein anderer trägt nach einer Schädelfraktur bis heute einen Carbon-Helm, ein Torwart wiederum, nannte den Teamchef "Suppenkasper", weil er die Reservistenrolle nicht annehmen konnte. Ein anderer war zwar Keeper, sah sich aber als spielender Libero und verwandelte gar Frei- und Strafstöße . . . in Lateinamerika liebt man den Nervenkitzel. Spektakel liefern Torhüter - fast immer. . .

Leider gelten sie oft auch zu Unrecht, als letzte Deppen, wenn sie das 1:1 in der 90. fangen, oder einen vermeintlich "leichten" Ball rein lassen, obwohl davor mindestens fünf Spieler folgenreiche Fehler wie einen Dominoeffekt bis zum Tor auslösten.

Den letzten beißen immer die Hunde! Charakterlich muss man als Keeper stark sein, eine gewisse Reife (aber auch Verrücktheit und Coolness) mitbringen.

Wie meinte der "Große" Dino Zoff in einer Rückbetrachtung, zur Rolle des Tormanns?

"Nur die Torhüter kennen den echten Duft und Geschmack des Grases. Die Spieler haben keine Ahnung davon, sie rennen ja nur drüber, hin und wieder fallen sie zwar hin, ok. Aber beim Torwart, da ist alles anders. Jede Aktion, jede Geste, jede Parade, endet am Ende so: mit der Nase im Gras. . ."

Zudem, in jedem Team, gibt es nur einen Torhüterplatz zu vergeben.

Selbst der zweite und dritte Tormann eines Kaders, sollten und müssen so trainieren, als würden sie anstelle des Ersten auflaufen.

Sie gehören (natürlich!) dazu, und irgendwie auch nicht - und "lieben" dennoch ihre Keeper-Position. Mentale Stärke gehört da einfach dazu.

Manchmal schreiben sie auch Geschichte, ob ganz Oben oder weiter unten im Amateurbereich! Nicht nur, dass sie parieren und unhaltbare Bälle halten, nein, hin und wieder sichern sie mit ihrer Art und Verrücktheit gar einen Punkt, indem Sie das Tor in der 90. Minute selbst schießen (als dritter Stürmer?).

So ist es dem FC Nals in Südtirol, mit dem 21-jährigen Keeper Ivan Taibon, geschehen.

Der Jubel war grenzenlos. Der Punkt so wichtig. Der Torspieler Ivan Taibon freute sich und blieb dennoch ... auf dem Boden. Alles, was einen Toptorhüter eben ausmacht.

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