CHAMPIONS LEAGUE
Nostalgie im "Olimpico"
Nach dem Sensationssieg des AS Rom gegen Barcelona erinnert sich Giovanni Deriu an das legendäre europäische Finale 1984, als die Roma nach Elfmeterschießen gegen Liverpool verlor.

 

Die Roma feiert den Sieg gegen BarcelonaSensation im "Olimpico": Die Roma feiert den Sieg gegen Barcelona. Foto Pixathlon

 

AS Roma gegen den FC Liverpool. Alles ist wieder möglich. Beide standen anno 1983/84 bereits einmal im Finale des Europapokals der Landesmeister, der heutigen Champions League.

Damals spielten sie in der ewigen Stadt! Und die AS Roma verlor im Elfmeterschießen.

Wer erinnert sich noch? Als Kind verfolgten wir jedes wichtige Finale, egal wie spät, so lang am nächsten Tag nicht ganz früh Schule war, sonst hörten wir die Reportagen unter der Bettdecke im Radio. Das Spiel der Roma gegen den FC Liverpool sahen wir aber damals live an. Und natürlich, keine Frage, auch als „Juventino“ drückten wir der Roma die Daumen. Dazu noch nah an der Lieblingsstadt.

Der „große“ schwedische Coach, Nils Liedholm, Vorbild und Kollege etlicher Trainer wie Giovanni Trapattoni, Sven-Göran Eriksson oder Sacchi, saß anno 1984 auf der Trainerbank. Beim FC Liverpool stand Joe Fagan an der Außenlinie. Beide Trainer sind längst verstorben.

Genauso wie Agostino Di Bartalomei, dem römischen Mittelfeldspieler, der bekannt wurde, seine Elfmeter immer nur mit einem Schritt Anlauf zu schießen.

Außerdem spielten bei der Roma, im Tor Franco Tancredi (Italienischer Reserve-Keeper der Azzurri), Nela in der Abwehr, die Brasilianer Falcao und Toninho Cerezo, sowie der starke Sturm mit Bruno Conti, Graziani sowie Pruzzo, um nur einige Namen zu nennen. Die Roma hatte damals die Vorherrschaft von Juventus kurzzeitig geknackt.

Beim FC Liverpool liefen kantige Jungs wie Kennedy, Hansen und Lawrenson auf, außerdem Graeme Souness (später auch in Italien bei Sampdoria) sowie Dalglish und vorne im Sturm der Waliser Ian Rush, der Jahre später zu Juventus Turin wechselte. Nicht zu vergessen, im Tor der Engländer stand Bruce Grobbelaar, der immer Ruhe und Souveränität ausstrahlte.

Das „Olimpico“ war voll. Knapp 70.000 Zuschauer wohnten dem Finale bei. Nach einer Viertelstunde wurde es kurz still. Neal brachte die Reds in Führung. Roma 0 Liverpool 1. Kurz darauf brüllten die heißblütigen tifosi jedoch wieder, den Ball am liebsten selbst ins Tor. Es war ja noch genügend Zeit. Immerhin, Roberto Pruzzo, ein Strafraumstürmer pur, traf zum Ausgleich, drei Minuten vor der Halbzeit. Dabei blieb es allerdings auch nach 120 Minuten samt Verlängerung.

Und wie so oft im Fußball, das Elfmeterschießen entschied, und sorgte wie so oft für tragische Geschichten. Daheim zu verlieren, das ist hart, wie ja auch die Bayern wissen („dahoim“ gegen Chelsea). Elfmeterschießen ist zwar grausam, aber immer noch besser als das Los entscheiden zu lassen.

Jedenfalls trafen Di Bartolomei und Righetti sicher, und beim FC Liverpool die Schützen Neal, Souness, Rush und Kennedy. Bei den Römern vergaben allerdings ausgerechnet die Idole und Weltmeister, Conti und Graziani. Die einen feierten, die anderen weinten den „Fontana di Trevi-Brunnen“ voll.

Man stelle sich einmal vor, die AS Roma hatte auch damals eine phänomenale Aufholjagd im Halbfinale hingelegt. Bei Dundee United in Schottland noch 0:2 unterlegen, haben sie im Stadio „Olimpico“ das Spiel noch mit 3:0 umgebogen.

Wie sieht es heute aus? Das Hauptstadt-Team von Trainer Eusebio Di Francesco ist seit dem 3:0 gegen Barcelona in aller Munde – weltweit. Wer Messi, Iniesta & Co. Ausschaltet, der sorgt für Aufsehen. Selbst Roma-Präsident James Pallotta, ein italo-amerikanischer Tribun gönnte sich ein Bad, nicht nur in der Menge, nein, auch im Löwenbrunnen, der Piazza del Popolo. Trainer Di Francesco, sowie das gesamte Team habe der Stadt Roma wieder etwas stolz zurückgegeben, wobei der Erfolg ja seit Jahren da ist – wenn auch ohne Scudetto-Sieg. Und derzeit ist das Team in der Serie A auf Platz Vier.

Die Teilnahme an der Champions League, als Vize-Meister hinter Juve, sicherte noch Luciano Spalletti, der danach bei Inter anheuerte. Genugtuung auch beim Sportdirektor, und Teammanager, „Monchi“, eigentlich Ramón Rodríguez Verdejo, der ein gutes Team zusammengestellt hat.

Die Roma wirkt sehr ausgeglichen und dennoch hungrig, wie beispielsweise Manolas und Dzeko, Nainggolan und auch andere um Kapitän Daniele de Rossi, dem Leitwolf, immer wieder beweisen. Dafür war der Chefscout und spätere Sportdirektor bereits beim FC Sevilla bekannt, der nun gestern gegen die Bayern aus der Königsklasse ausschied.

In Rom darf man nun also noch träumen. Das Ziel ist nun „ganz klar“ das Finale, sagten sie alle bei der Roma. Wer Barcelona schlägt, darf diesen Wunsch auch äußern.

Danach dürfte auch "Presidente" James Pallotta abermals baden gehen – solange es nicht wieder die Roma gegen den FC Liverpool tut . . .

 

 

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