ITALIEN
Die Ankunft von Ronaldo elektrisiert Turin
An einem 7. Juli: Das Juve-Stadium wird zur Pilgerstätte. Von Giovanni Deriu

 

Cristiano RonaldoIm Anfflug auf Turin: Cristiano Ronaldo, hier nach einem Treffer gegen Bayern München. Foto Pixathlon

 

Ist es wirklich wahr? Seit rund vier Tagen bestimmt der anstehende Ronaldo-Wechsel die Foren im Internet sowie die Seiten der Gazzetten in Spanien und Italien. Ja, die halbe Sportwelt nimmt Anteil, und das, obwohl die Weltmeisterschaft noch läuft!

Thema Nummer Eins, CR7 soll am morgigen 7. Juli beim siebenmaligem Meister in Serie (A), Juventus, präsentiert werden. Mehr Symbolik geht nicht. Jedenfalls stieg die Juve-Aktie um zehn Prozent.

Selbst alte Damen im Park, so ein Reporter für "Radio Sportiva Milano", sprachen über "Tschi-Errè Sette" (CR7), der zu Juve käme.

Es würde nun das wahr, was zu Beginn von Ronaldos Karriere nicht möglich wurde, als nämlich der hochtalentierte Cristiano von Sporting Lissabon zu Manchester United und Alex Fergusson wechselte. Noch Jahre später erzählte "Lucky" Luciano Moggi, der Juve-Sportdirektor, dass die Verhandlungen im letzten Moment scheiterten. Manchester legte mehr auf den Tisch. Moggi hatte ihn auf dem Zettel, und später selbst das Gericht wegen Spielmanipulationen am Hals. Bei Manchester reifte Cristiano zum Superstar, in Madrid danach zum Weltstar und Champions-League-Sieger (fünfmalig) sowie Europameister mit Portugal.

Der "streitbare" Weltstar, bestimmt auch jetzt die Bühne, obwohl der WM-Titel ausblieb. An ihm lag es nicht. Drei Tore (!) im Auftaktmatch gegen Spanien, danach ein weiterer Treffer, und dann das Aus gegen Uruguay.

Aber alle Experten und Fans waren sich einig, auch mit 33 sei Ronaldo fitter den je. Lionel Messi, ein Schatten seiner selbst, hatte Cristiano ausgestochen.

Juventus und seine Superstars der vergangenen Jahrzehnte, um nur einige zu nennen, die von der ehemaligen FIAT-Familie Agnelli, damals mit Präsident und Mäzen, Gianni, ihr Salär überwiesen bekamen:

Josè Altafini, Alessandro Altobelli, Dino Zoff, sowie Michel Platini, Boniek, Tardelli, Didier Deschamps (heuer Nationaltrainer Frankreichs), Paul Pogba, Trezeguet, oder die Legende Del Piero, Pavel Nedved (im Präsidium), selbst die deutschen Andy Möller und Thomas Hässler und Jürgen Kohler zogen das Trikot der Bianconeri über.

Zinedine Zidane wurde von Luciano Moggi einst als Spieler geholt, und "Zizou" prägte auch Juve wie kein Zweiter. Zidane wiederum gewann als Real-Trainer mit Cristiano den Champions-League-Hattrick. Und dennoch, frei von Spannungen war ihr Verhältnis nie.

Die Ironie, auf ihrem sportlichen Gipfel, verließ erst Zidane Real (viele vermuteten, Juve wäre das Ziel), und nun wohl auch Ronaldo.

Der Abschluss scheint so gut wie sicher, selbst eine Villa wurde bereits reserviert für Ronaldo samt Sippe. Sein umtriebiger Berater Jorge Mendes regelt die Modalitäten mit Real-Prädident Florentino Perez, während Andrea Agnelli (Gianni war sein Onkel) mit Manager Giuseppe Marotta in Turin alles ordnet.

Für morgen soll alles movie-like und professionell vorbereitet sein. Die Ablösesumme? Nun, doch über 100 Millionen, aber, man beruhigt bereits die Kritiker, durch den Mehrwert der Aktien, sowie Trikotverkäufe und Merchandising-Artikel weltweit, sei Ronaldos Ablösesumme und das Gehalt schnell wieder drin.

Außerdem, mindestens drei bis vier Spieler (Higuain und Pjanic?) sollen verkauft werden.

Eines ist klar - die Serie A würde allgemein an Attraktivität gewinnen und an Glamour. Dass das Juve-Publikum CR7 wohlgesonnen ist, zeigte sich bereits am Szenenapplaus und standing ovations, als Ronaldo im Hinspiel der Champions-League per Fallrückzieher ins Netz traf. "Habe so etwas noch nie erlebt, ein faires Publikum", ließ sich Ronaldo später zitieren.

Und so werden in Zukunft wohl noch mehr Pilger nach Turin strömen. Die einen zum Jesu-Grabtuch in den Dom zu Turin, die anderen wohl ins Juve-Stadium, um ihren "Messias" Cristiano zu bewundern. Manch einer sucht vielleicht auch beide Wunderstätte auf ...


Giovanni Deriu, 46, RUND-Autor und Kenner der Serie A, mag an das "Cristiano-Wunder" noch nicht recht glauben - aber was sich die Agnellis vornehmen, "klappt auch meist", so Deriu.

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