ITALIEN
Trotz Ronaldo: Die heiße Phase kommt erst noch
Wer alles noch mit einem Wechsel in die Serie A liebäugelt. Von Giovanni Deriu

 Gonzalo HiguainIm Trikot der argintinischen Elf bei der WM in Russland: Gonzalo Higuain beheauptat das Kunstleder gegen William Ekong (Nigeria). Foto Pixathlon

 

Das Timing von Andrea Agnelli, dem Haupteigner und Präsidenten der "Alten Dame" Juventus, war perfekt. Italia bei der Weltmeisterschaft zwar abwesend, aber die Welt starrte gebannt auf die Autostadt Turin, bis Vollzug vermeldet wurde. Fast ein Wunder, CR7 wechselte tatsächlich von Real zu Juve ("Jahrhundertwechsel" für Juve und Italien, und Schmach des Jahrzehnts für Real-Präsident Peres, wie ein spanischer Reporter schrieb - einen Mann ziehen zu lassen, der auch mit 33 für dreißig bis vierzig Treffer pro Saison gut sei).

Die Abschiedsworte Ronaldos, "... wohl meine schönsten Jahre in der Karriere, ich danke dem ganzen Verein und den Fans von ganzem Herzen", waren genauso tief und ernst gemeint, wie die der Königlichen und einiger Kameraden bei der WM: "Ein absoluter Weltklassespieler und Sportskamerad mit Herz geht, mit dem Real die größten Erfolge der vergangenen Jahre erreichte. Im Hause Real wird Cristiano Ronaldo immer seinen Ehrenplatz haben", bis zuletzt wollte es Ronaldos Pass- und Taktgeber, Luka Modrić, kaum glauben, Ronaldo verlasse jemals Real.

Der italienische Transfermarkt implodierte quasi, bevor er überhaupt in die heiße Phase kam. Die WM steht vor ihren Finalpaarungen, und an Kroatiens Team sieht man, dass die Serie A so schlecht nicht sein kann: Ivan Perisic genauso wie Marcelo Brozovic (bei Inter), oder Goalgetter Mario Mandzukic (Juve) und Strinic sowie Kalinic bei Milan, alle zählen sie zur gehobenen Weltklasse.

Ronaldos Ankunft zum Medical-Check auf dem Juve-Areal im neuen J-Village, ist für kommenden Montag geplant. Statt in Vinovo wie Jahre zuvor, hat sich das Team des Double-Gewinners erst im Juve-Center zum Trainingslager mit Coach Allegri bereits getroffen. Danach steht die USA-Reise an. Alle in Vorfreude auf Ronaldo. Wirklich Alle?

Nun, Emre Can und Joao Cancelo (Portugiese) sicher - weil neu dabei. Ebenso kommt der aus der Juve-Primavera verliehene und talentierte Moise Kean zurück. Khedira freut sich ebenso auf Cristiano, sie spielten gemeinsam bei Real. Khedira dürfte bleiben. Aber Gonzalo Higuain?

Der Argentinier steht ganz oben auf der Liste von Coach Maurizio Sarri, der in Richtung Chelsea London unterwegs ist. Conte wurde nach dem Start ins Saisoneröffnungstraining nun doch gefeuert.

Higuain ist für Juve teuer, und zu schwerfällig trotz Torriecher. Sarri kennt ihn aus Napolis Zeiten, als der "Mister" Higuain zu Höchstleistungen trieb.

Juve wird mit Dybala und Ronaldo sehr schwer ausrechenbar sein. Dennoch wird spekuliert, wer von REAL folgt Cristiano nach Italien, und sogar zu Juve? Alles wird abgeklopft, jede noch so vage Aussage via FB oder Instagram. "Bis bald Cristiano, mein Freund", schickte der Brasilianer Marcelo hinaus - Aha, schon hieß es aufgepasst, Marcelo kommt auch nach Turin.

Benzema? Nicht Juve, aber vielleicht zur SSC Neapel, mit Mister Carlo Ancelotti. Der Trainer hält von Benzema viel. Schon rumort es am Vesuv. Und was meint Ancelotti, zur Ankunft Ronaldos? "Es ist schon phantastisch, dass wir quasi im selben Jahr nach Italien kommen. Ronaldo ist nicht nur für Juve ein Gewinn, sondern für die gesamte Serie A. Es warten spannende Spiele...", so der geschasste Bayern-Trainer (1 Meistertitel in München). Mit Benzema will er noch nicht gesprochen haben, das mache Carlo, ganz Gentleman, nie - das sei Sache des Clubs.

Ancelotti ist mit Napoli bereits im Trainingslager in Dimaro, im Trentiner Gebirge, und in seinem Element, Taktik- und Konditionsübungen, die Neapel durch die Saison tragen sollen. Warum Neapel, Ancelotti? "Der Verein bemühte sich sehr und glaubte an mich." Und seine Ziele? Ancelottis Anspruch: "Bis März wollen wir in allen Wettbewerben noch im Rennen sein...", so der Champions-League-Sieger. Diesmal ohne Ronaldo.

Ganz nebenbei, Kevin-Prince Boateng verstärkt in der kommenden Saison den "Underdog" Sassuolo. Die Serie A macht wieder von sich reden.

Giovanni Deriu, über das "Transfermarkt-Theater" in Italien.

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