U19-FINALE
Willig-Teufel-Team unterliegt BVB
A-Jugend-Finale zur Deutschen Meisterschaft: Borussia Dortmund besiegt den VfB Stuttgart in einem verrückten Match. Von Giovanni Deriu, Großaspach.

 Nico WilligWar U-19-Trainer, ehe er die Profis des VfB Stuttgart übernahm: Nico Willig. Foto Pixathlon

 

Wir haben schon hunderte von Juniorenspiele der gehobenen Klasse gesehen. Aber so ein verrücktes Spiel schon lange nicht mehr.

Man halte fest, es trafen das A-Jugendteam des Bundesliga-Absteigers bei den Profis, VfB Stuttgart, auf die A-Junioren des Beinahe-Meisters, Borussia Dortmund, aufeinander.

Rund 9000 Zuschauer wollten das Finale bei Sommerwetter in Großaspach vor den Toren Stuttgarts, und nah an der Autobahn A81, sehen. Die Mechatronik Arena ist für die Borussia-Junioren ein gutes Pflaster, vor rund vier Jahren nämlich, siegte das Team von Hannes Wolf (der später kurioserweise Trainer der VfB-Profis wurde) mit 4:0 im Finale gegen den VfB des damaligen Jugendtrainers Domenico Tedesco. 

Dieses Mal leitete Trainernachrücker Daniel Teufel das VfB-Team an, weil der hauptamtliche U-19-Trainer Nico Willig erst neulich unglücklich mit der Rettungsmission bei den Profis scheiterte. Die Handschrift Willigs ist noch immer an der Spielweise des Teams zu erkennen. Pokalsieger wurde das Teufel-Willig-Team bereits, das Double wäre das Nonplusultra.

Heuer aber, startete das VfB-Team so furios, es presste so früh und setzte stets in Überzahl nach, dass es bereits nach einer Minute klingelte, da hatten noch nicht alle Fans Platz genommen.

VfB-Spieler Lockl hatte hereingegeben, der Borusse Ferjani fälschte unglücklich ab, und der Keeper boxte den Ball unter die Latte. Ein guter Start für die Stuttgarter. Damit nicht genug. Der BVB kam wie aus dem Nichts zum Ausgleich per Kopf - Pherai war dran. 1:1 (7.).

Kurz geschüttelt, Mund abgewischt, und vor der ersten obligatorischen Trinkpause, traf der wachere und quickere VfB zum 2:1. Dajaku nach einer Viertelstunde.

Der junge Lilian Egloff traf sogar eiskalt zum 3:1 (25.). Beim VfB lief der Ball wie am Schnürchen. Der BVB hechelte wahrlich hinterher, das gab auch Dortmunds scheidender Coach, Benjamin Hoffmann später zu (er wird beim BVB bleiben, jedoch für die U16 bis U14 verantwortlich sein).

Hervorragend spielte der VfB ein hohes Pressing, und die Pässe in die Tiefe sorgten stets für Alarm bei den Schwarzgelben. Sie retteten sich in die Halbzeit. Zu diesem Zeitpunkt, schien wirklich nur die Frage zu beschäftigen, wie hoch die Schwaben wohl siegen würden.

Es kam jedoch anders, aber alles nur auf den Platzverweis zu schieben, als Luca Mack Pherai zu Fall brachte (Notbremse, ja oder nein? Vor dem Strafraum...), und sofort Rot sah - wäre zu billig.

Der VfB führte ja, minimale Umstellungen, und vorne den Zug beizubehalten, hätte vielleicht gereicht. Noch über eine halbe Stunde. 

Das Selbstbewusstsein schwand dahin, und die Borussia wurde insgesamt nicht besser, aber effektiver.

Pherai, flach ins Eck, Anschluss.

Der Ausgleich nach einer Ecke, fiel in der 77. Minute. Der bullige Paul-Philipp Besong köpfte aus fünf Metern ein. Stille im VfB-Block.

Kurz: der VfB stand sich von nun an selbst im Weg, und das Selbstbewusstsein war plötzlich geschrumpft. Das Pressing wie vergessen.

Wieder Besong, dribbelte am Sechzehner entlang, düpierte drei Stuttgarter, schüttelte sie ab, und sein satter Schuss, bedeutete das 3:4. Noch zehn Minuten, die 27 Grad brannten nun noch mehr. Es war gelaufen.

Das 5:3 für die U19 der Borussia, besorgte dann Enrique Pena-Zauner, der Deutsch-Venezolaner. Riesenjubel bei der gelben Wand. Dass die jungen Borussen um Besong und Ferjani aber stets provokativ vor dem Block der VfB-Anhänger feierten, und mit Gesten die Stimmung fast zum Kippen brachten, musste nun wirklich nicht sein. Fairplay geht anders. Dementsprechend laut war das Pfeifkonzert bei der Siegerehrung.

Nicht schön, aber effektiv drehte der BVB von Trainer Benjamin Hoffmann das Match, und wurde mit 5:3 Deutscher Meister in Großaspach.


Giovanni Deriu, RUND Autor, besucht regelmäßig Juniorenspiele.

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