ITALIEN
Zwischen Asien und dem Calciomercato
Matthijs de Ligt wechselte auch wegen Mauriziio Sarri zu Juve. Von Giovanni Deriu

Maurizio SarriNeuer Trainer bei Juve: Maurizio Sarri. Foto Pixathlon

Im Hochsommer gehen die Italiener nicht nur gern an den Strand, mit einer Pizzaschnitte und der Gazzetta unterm Arm, nein, es werden in Italien auch Millionensummen hin und her geschoben, für Spieler und manchmal auch Trainer, die den Transfermarkt richtig gehend überhitzen lassen – da tut oft Abkühlung gut. Denn, nicht nur in Italien sollten die Clubs und Globalplayer auch den Rahmen des Financial Fair-Plays, auferlegt von Uefa und Fifa im Auge behalten.

Da werden die Spieler schon einmal zur Investitions- und Verkaufsmasse, um die Waage in der „Buchungs-Bilanz“ zu halten, man kann doch nur ausgeben, was man auch einnimmt, oder? Wohl dem, der potente Sponsoren und Gönner im Hintergrund hat.

Asien und Amerika: Wie in Deutschland auch, muss die freie Fußballzeit dafür genutzt werden, an der Fitness der Spieler und deren Kondition und Ausdauer zu feilen, außerdem sollen neue Spielsysteme und Taktiken implementiert und systematisch eingeübt und wiederholt werden.

Haben sich die italienischen und auch deutschen Topklubs vor einem Jahrzehnt noch, nur abgeschottet in den Bergen, wo die Luft dünner wird, auf die neue Saison stringent vorbereitet, finden nun Reisen über mehrere Zehntausend Kilometer statt. Über die Weltmeere, mit einem Anflug zwischen zehn und fünfzehn Stunden – und danach muss auch noch die Akklimatisierung schnell vor sich gehen – es warten ja Freundschaftsspiele mit Turniercharakter, Wettbewerb ist alles. Die Stars und Topclubs reisen nach Amerika, China, sogar nach Singapur und Japan, und manchmal auch beinahe auf jeden Kontinent.

Nicht wenige Trainer der Serie A beklagten, dass somit keine richtige Vorbereitung möglich sei. Inter Mailands neuer Coach, Mister Antonio Conte beklagte zudem, Spielsysteme könne er noch gar nicht bis in die Tiefe einplanen, weil ihm der Stoßstürmer fehle. Mauro Icardi spielt in Contes Planungen definitiv keine Rolle, Nainggolan soll auch gehen – aber die Wunschstürmer und Goalgetter Dzeko sowie Lukaku, wurden noch nicht nach Mailand gelotst. Die Chinesische Suning-Gruppe mit Junior-Chef Steven Zhang plant und bewertet noch den Spieler- und Transfermarkt.

Immerhin, Antonio Conte spielte mit Inter gegen Juve in China, 1:1, und verlor im Nanjing Olympic Sports Center erst nach Elfmeterschießen. Ja, Wettbewerb pur, die chinesischen Zuschauer zahlen auch Eintritt, und nicht zu knapp, um Ronaldo, Higuain – der übrigens bei der Roma im Gespräch ist – oder Perisic zu sehen. Außerdem muss immer Spannung herrschen.

Dass Juventus den Ajax-Verteidiger, Matthijs de Ligt, für viele Millionen bekommen, ja, sogar die Offerte des FC Barcelona ausgestochen hat, liegt auch daran, dass der bodenständige 19-jährige Matthijs de Ligt auch und speziell wegen Maurizio Sarri zur alten Dame Juve gewechselt ist.

In der Begrüßungs- und Vorstellungs-PK, als der Niederländer durch ein Spalier von Juve-Juniorenkickern lief, die alle seinen Namen sangen, erwähnte de Ligt etwas berührt, dass sich Juve richtig bemüht habe, und dass ihm Sarris versprochene Spielweise, in der auch die Defensive für die Offensive zuständig sei, einfach liege. Außerdem ehre es ihn natürlich, dass ausgerechnet Juventus, das gegen Ajax im Champions-League-Viertelfinale ausgeschieden war, und de Ligt war ja maßgeblich beteiligt, sich so um ihn, bemüht hatte.

Ja, Juventus rüstet richtig auf, die Champions-League soll nach Turin, und es wurden Spieler geholt, die sich, wohl auch Ronaldo, teils dazu wünschte. Aaron Ramsey, von Arsenal, Rabiot von PSG, Demiral von Sassuolo, und es sollen noch andere folgen.

Vielleicht sogar Romelu Lukaku im Wechsel und ein paar Millionen dazu, mit Dybala, der dann bei Manchester United landen könnte?

Ausgerechnet Lukaku zur alten Dame, wo doch Conte mit Marrotta von Inter Mailand fast schon dran waren? Nun, die Wechselfrist endet ja noch nicht.

Teuerster U20-Transfer der Geschichte:

Ein Kommen und Gehen im neuen Juve-Sportzentrum, Continassa, und einer davon ist auch der umtriebige Berater, Mino Raiola.

Der etwas rundliche Raiola ist in der Serie A, in der französische Ligue 1 und in der Premier League quasi ständiger Gast bei den Topvereinen.

Auch Juventus muss schauen, dass Gehälter bezahlt werden können, indem dann andere Spieler, und wenn diese Juwelen sind, verkauft werden.

Geeinigt haben sich wohl der FC Everton und Juventus über einen Wechsel von Moise Kean, italienischer U20-Nationalspieler und sogar mit Kurzeinsätzen in der A-Elf von Mancini.

Juventus verkauft Kean, vermeldeten bereits italienische und englische Gazzetten. Der FC Everton und dessen Fans sind schon ganz heiß.

Schnellstens solle Kean zum Medical-Check nach Everton reisen. Rund 40 Millionen Euro soll Kean Everton wert sein.

Das Rad auf dem italienischen, und auf dem europäischen Transfermarkt generell, dreht sich heißer und schneller. Wenn man bedenkt, dass alle noch darauf warten, wohin und ob Neymar das Tuchel-Team von PSG tatsächlich verlässt? Es scheint, als wäre der Markt noch nicht ausverkauft…

 

Giovanni Deriu, RUND-Autor und jahrelanger Beobachter des italienischen Fußballs.

 

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