FRANKREICH
Rasenschach statt Sportboot
Niko Kovac hat den AS Monaco in nur acht Monaten zum Titelanwärter der Ligue 1 gemacht.

 

Niko KovacNiko Kovac in seiner Zeit als Trainer von Eintracht Frankfurt. Foto: Pixathlon

 

Das torlose Remis gegen Lille habe viele Ähnlichkeiten mit einem Schachspiel, sagte einer der Hauptverantwortlichen. Niko Kovac ist seit Juli 2020 Trainer beim AS Monaco, dessen Mannschaft er von einer „Baustelle zur besten Mannschaft der Ligue 1 gemacht hat“, wie das französische Fußballmagazin „So Foot“ urteilt. Es gibt also nicht wenige, die bei 888 Sport auf die neunte Meisterschaft der Association Sportive de Monaco Football Club wetten würden. Auch für Christophe Gallier, der Coach von Tabellenführer FC Lille, ist Monaco momentan das Maß der Dinge im französischen Ligafußball.

Kovac, 49, dem das strategisch angelegte 0:0 gegen Lille Vergnügen bereitete, betont demgegenüber allerdings gebetsmühlenhaft, dass der Tabellenführer aus Nordfrankreich momentan noch stärker als die Monegassen sei. Gallier habe sein Team seit mehr als vier Jahren entwickelt, dessen Automatismen perfekt funktionierten. Ja, Monaco habe viele Tore geschossen, lobt Kovac, aber auch viele Gegentreffer gefangen. Allein 13 Saisontreffer hat der ehemalige Leverkusener Kevin Volland dabei bislang erzielt.

In Monaco können die Kovac-Brüder, denn auch Bruder Robert ist als Assistent erneut im Trainerteam, deutlich ruhiger arbeiten als beim FC Bayern. Zwar holte das aus Berlin stammende Duo mit den Münchnern die Deutsche Meisterschaft 2019, doch am 3. November wurden beide entlassen. Im Interview mit „So Foot“ sagte Niko Kovac, Entlassungen gehörten zum Trainerberuf dazu. „Wenn es das erste Mal passiert, ist es seltsam. Beim zweiten Mal hat man sich daran gewöhnt.“ Das erste Mal bezieht sich dabei auf den Rausschmiss als kroatischer Nationaltrainer im September 2015.

Bei Eintracht Frankfurt sagte Niko Kovac, er sei der „Freund der Spieler“. Sein guter Draht zur Mannschaft machte aus einem Abstiegskandidaten ein Team, dass sich die bissigen Auftritte von Atlético Madrid zum Vorbild zu nehmen schien. Der grandiose 3:1-Erfolg im DFB-Pokalfinale im Berliner Olympiastadion am 19. Mai 2018 war der krönende Abschluss. „Unter der Woche treffe ich die Entscheidungen mit dem Kopf. Aber je näher der Spieltag kommt, desto mehr gewinnt der Bauch bei den Entscheidungen die Oberhand.“

Kovac, der als Spieler Weltpokalsieger mit dem FC Bayern wurde, gilt als Schlitzohr. Zur Entspannung spielt er mittlerweile Schach auf dem Computer. „Ich spiele freiwillig in meiner Freizeit. Aber nicht gegen meinen Bruder Robert, sondern auf einer App. Aber Achtung, ich habe das Niveau eines Amateurs“, betont er. Schon als kleiner Junge war der Kroate Fan von Strategiespielen. Nun genieße er es, am virtuellen Schachbrett vom stressigen Trainerberuf abzuschalten. Nicht zum Einsatz an der Côte d’Azur komme der Sportbootführerschein, den er als Profi des Hamburger SV im nahegelegenen Lübeck gemacht hatte. „Das wäre zu gefährlich“, witzelte Niko Kovac.

 

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