PROFI
„Football is my Business“
Mit Treueschwüren zu seinen Arbeitgebern wie Everton oder Arsenal hielt sich Tommy Lawton in seiner bemerkenswerten Karriere nicht lange auf. Der kopfballstarke Mittelstürmer gilt daher als Prototyp späterer Profigenerationen. Von Fabian Brändle

 

 

 Tommy LawtonAutogrammkarte aus einem Sammelalbum: Tommy Lawton im Trikot von Notts County, wo er von 1947 bis 1951 spielte

 

Er war das Wunderkind des englischen Fußballs der 1930er-Jahre: Thomas „Tommy“ Lawton (1919 - 1996), Mittelstürmer vom FC Burnley, der im Jahre 1936 für eine Rekordtransfersumme zu Everton nach Liverpool wechselte, um dort im „Goodison Park“ die schwere Nachfolge des legendären Torjägers „Dixie“ Dean anzutreten.

Tommy Lawton stellte sicher der Herausforderung erfolgreich und erzielte in 87 Ligaspielen nicht weniger als 65 Tore für Everton. Nach dem Krieg wechselte Tommy Lawton zu Chelsea, dann zu Notts County, zum FC Brentford und schließlich zu Arsenal, wo er erst im Jahre 1955 nach rund zwanzig Jahren Profidaseins seine lange Karriere beendete. Für England bestritt Lawton 23 Länderspiele und erzielte dabei 22 Tore. Es wären viele Länderspiele und wohl die eine oder andere WM mehr gewesen, wäre der Zweite Weltkrieg (1939-1945) nicht gewesen, der zu einer Regionalisierung und Reamateurisierung des Fußballs führte.

Tommy Lawton schlug sich teilweise als Fitnesstrainer der Armee durch und wurde von seinen Gegnern als „D-Day-Dodger“ verhöhnt, als eine Art privilegierter Deserteur, der es sich an der Heimatfront gut gehen ließ, während der Durschnittsengländer gegen Hitler und gegen Mussolini kämpfte und starb. Diese herbe Kritik an seiner Person habe ihn durchaus hart getroffen („strcuk me hard“), meinte Tommy Lawton in seinen schön bebilderten Memoiren mit dem bezeichnenden Titel „Football is my Business“ (London 1946).

Für den kopfballstarken Mittelstürmer war klar: Fußball war ein Geschäft, Profi sein ein Beruf wie andere auch. Mit diesen relativ modernen Einstellungen hat er wohl bei den anders denkenden Fans angeeckt, die im Fußballspieler immer noch einen der Ihren erblicken wollten. Dabei war Tommy Lawton ein eigentlicher Wandervogel, wie oben skizziert. Er wechselte den Verein oft, ging dorthin, wo am meisten Geld bezahlt wurde. Die Fans ihrerseits jedoch erwarteten loyale, treue, bescheidene „Malocher“ und „lads“, die ihren Farben treu blieben wie sie selbst.

Tommy Lawton verkörperte somit einen neuen Spielertypus, der sich relativ unabhängig von den Fanerwartungen bewegte.

Heutzutage wäre er eine ganz normale Erscheinung.

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