LÜGENDETEKTOR
„Wer zuerst zuckt, verliert“
Tomislav Piplica ist der Publikumsliebling beim SV Energie Cottbus. Der Torhüter gilt als ehrliche Haut, die sich nichts gefallen lässt. Doch der 37-Jährige, der hin und wieder durch gewagte Aktionen im Strafraum auffällt, ist auch als Spaßvogel bekannt. Ob das alles so stimmt, wollte RUND am Lügendetektor überprüfen. Interview Steffen Dobbert und Oliver Lück

Tomislav Piplica
"Wie beinem Duell" Piplica über Elfmeter Foto Michael Danner

Herr Piplica, trennen Sie zu Hause Ihren Müll?
Tomislav Piplica: Schon immer.

Sie haben mehrere Mülltonnen.
Tomislav Piplica: Ja, für Papier, für Plastik und so weiter. Und dann bringe ich auch Altglas zum Container. Mülltrennung ist bei uns Männersache.

Und was ist Frauensache?
Tomislav Piplica: Sauber machen und den Mann glücklich machen.

Fahren Sie lieber mit dem Fahrrad oder mit dem Auto?
Tomislav Piplica: Mit dem Auto. Immer.

Auch kurze Strecken?
Tomislav Piplica: Ich bin nicht so der Fahrradfan. Ich fahre nie. Ich habe auch gar kein Fahrrad. Im Trainingslager hatte ich daher einige Probleme, da tat mir der Hintern schon nach wenigen Kilometern weh. Bevor ich aufs Rad steige, gehe ich lieber zu Fuß.

Vor was haben Sie panische Angst?
Tomislav Piplica: Wasser.

Was ist Ihnen passiert?
Tomislav Piplica: Als ich mal in einen Fluss gesprungen bin, hat mich ein Strudel nach unten auf den Boden gerissen. Da war ich sieben Jahre alt. Einer meiner Freunde hat mich gerade noch nach oben ziehen können. Auch heute kann ich immer noch nicht so gut schwimmen. Im Meer habe ich große Angst, da kann ich nur bis zur Hüfte reingehen. Im See geht es einigermaßen.

Sind Sie verrückt?
Tomislav Piplica: Warum das?

Sie kennen doch das Sprichwort vom Torwart und vom Linksaußen.
Tomislav Piplica: Ein bisschen verrückt bin ich bestimmt. Ich denke aber auch, dass ein Torwart Eier in der Hose haben sollte, da er Dinge machen muss, die sonst keiner macht. Er muss alles ganz alleine entscheiden. Und da kommt es häufiger mal zu verrückten Situationen, die nur schwer zu erklären sind. Ich benutze zum Beispiel in vielen Situationen lieber den Fuß. Keine Ahnung, warum. Vielleicht möchte ich einfach mehr mitspielen.

Gab es in Ihrer Karriere Momente, in denen Sie mit dem Fußball aufhören wollten.
Tomislav Piplica: Nein, auch in schlechten Phasen, wenn ich ganz unten war, wollte ich nie aufgeben. Dazu bin ich viel zu ehrgeizig. Ich will alle vom Gegenteil überzeugen. Auch als ich eine schwere Schulterverletzung hatte und die Ärzte sagten, dass meine Karriere mit 90-prozentiger Sicherheit vorbei sei, wollte ich das nicht wahrhaben und habe gekämpft. Drei Monate später habe ich wieder gespielt.

Sie können Schmerzen gut ertragen?
Tomislav Piplica: Ich denke schon. Ich habe schon mit gebrochenem großem Zeh gespielt. Ich musste aber etwas improvisieren und mir zu Hause einen Spezialschuh anfertigen. Ich habe speziellen Plastik heiß gemacht und über die Spitze geklebt, so dass sich ein kleines Luftpolster gebildet hat. So konnte ich ganz gut schießen.

Welcher Trainer hat Sie schon mal beleidigt?
Tomislav Piplica: Da war ich gerade einen Monat in Cottbus, wir spielten gegen Mainz und es endete 2:2. Ede Geyer schrie nach Abpfiff etwas in meine Richtung, was ich aber nicht verstand, da mein Deutsch damals noch nicht gut genug war. Ein Mitspieler erklärte mir dann, dass er mich „Arschloch“ genannt hatte, da ich einen Fehler gemacht hatte.

Wie haben Sie reagiert?
Tomislav Piplica: Ich habe ihn auch attackiert. Wie, sage ich aber nicht. Genau so bin ich aber: Ich sage immer, was ich denke.

Deshalb schon mal Probleme bekommen?

Tomislav Piplica: Na klar, das ist mir aber egal. Jeder muss die Wahrheit vertragen können.

Okay. Haben Sie schon mal einen Tanga getragen?
Tomislav Piplica: Ja.

Bitte erzählen Sie.

Tomislav Piplica: Blau. Ein Geburtstagsgeschenk.

Von Ihrer Frau?
Tomislav Piplica: Von einem guten Freund. Den Freund und den Tanga habe ich heute noch. Ich ziehe ihn aber nicht an. Er gefällt mir nicht.

Legen Sie sich vor dem Elfmeter auf eine Ecke fest?
Tomislav Piplica: Nein, es kommt immer darauf an, wer sich zuerst bewegt. Wer zuerst zuckt, verliert meist.

Wie im wilden Westen.
Tomislav Piplica: Genau, wie bei einem Duell.

Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass Energie nicht absteigt.
Tomislav Piplica: Gut.

Ganz ehrlich bitte!
Tomislav Piplica: Nun ja, wir brauchen sicher noch den einen oder anderen Spieler, sonst wird es ganz schwer.

Es sind doch aber neun neue Spieler gekommen.

Tomislav Piplica: Trotzdem brauchen wir für die erste Bundesliga mehr Qualität. Das Problem ist, dass gute Spieler viel Geld kosten.

Das nicht da ist.
Tomislav Piplica: Genau.

Also steigt Cottbus ab.
Tomislav Piplica: Nein, wir werden alles versuchen, das zu verhindern.

Schnallen Sie sich beim Autofahren an?
Tomislav Piplica: Nein.

Warum nicht?
Tomislav Piplica: Das ist mir zu eng. Wenn mich die Polizei anhält, bezahle ich lieber die Strafe.

Telefonieren Sie auch während der Fahrt?
Tomislav Piplica: Ja. Ich habe zwar eine Freisprechanlage, benutze sie aber nicht.

Machen Sie auch sonst alle Dinge, die beim Fahren verboten sind?

Tomislav Piplica: Keine Ahnung. Ich will halt ein bisschen Lockerheit.

Welche Drogen helfen Ihnen dabei?
Tomislav Piplica: Johnny Walker Cola.

Am Steuer?
Tomislav Piplica: Nein.

Wann dann?
Tomislav Piplica: Wenn ich gute Laune habe. Ich trinke aber nie alleine.

Tomislav Piplica
"Mülltrennung ist Männersache": Energie-Keeper
Piplica gibt sich umweltbewusst Foto Michael Danner

Erinnern Sie sich an die längste Schlange, in der Sie jemals warten mussten?

Tomislav Piplica: Das war im Disneyland in Paris. Wie lang die war, weiß ich aber nicht, da man sich dort ja immer im Zickzack anstellen muss. Wir standen und standen, als wir an der Reihe waren, war mein Sohn kleiner als 1,20 Meter, durfte nicht mitfahren, und wir mussten wieder umdrehen.

Nach der Teilung Jugoslawiens wollten sie für die kroatische Auswahl spielen. Warum hat das nie geklappt?
Tomislav Piplica: Der damalige Nationaltrainer Miroslav Blazevic sagte mir, dass ich mir zunächst meine Haare schneiden und dann wiederkommen solle. Ich habe ihm abgesagt und für Bosnien-Herzegowina gespielt.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Tag in Deutschland?

Tomislav Piplica: Das war in Cottbus. Auf der Suche nach dem Hotel habe ich mich total verfahren, da ich die Schilder nicht lesen konnte. Erst nach einer Stunde war ich im Hotel.

Was finden Sie an Deutschland komisch?

Tomislav Piplica: Das meistens jeder sein Essen oder sein Getränk selbst bezahlt. Das würde es bei uns zu Hause in Kroatien nie geben. In Deutschland zahlen sogar viele Frauen selbst und die Kerle sitzen daneben und gucken in die Luft. Das gibt’s doch nicht! In Deutschland wird auch nicht so viel geflucht wie bei uns. „Arschloch“ ist schon das Schlimmste hier. Bei uns sagt man sich das liebevoll zur Begrüßung.

Wie viel Lagen hat Ihr Toilettenpapier?
Tomislav Piplica: Manchmal mehr, manchmal weniger. Kommt ganz darauf an.

Fazit des Tests: Wenn Tomislav Piplica Antworten nicht ganz ernst meint, zwinkert er kurz mit seinem linken Auge – angeschlossen an den Polygraphen zwinkerte er regelmäßig. Dennoch blieb er bis auf wenige Ausnahmen absolut aufrichtig – auch wenn er sich nicht anschnallt, beim Autofahren telefoniert und seinen blauen Tanga lieber verschwiegen hätte.

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