INTERVIEW
„Podolski hat eine große Zukunft vor sich“
Weltstar Kaká über die Ankunft von Ronaldinho beim AC Mailand, seine deutschen Lieblingsspieler und warum er unter Carlos Dunga mit immer mehr Brasilianern aus der Bundesliga in der Sele√ß√£o zusammenspielt. Lesen Sie Teil 1 des Interviews von Antje Luz.


Kaka
„Habe keine Lust, in England zu spielen“: Weltstar Kaká Foto Hochzwei


Ricardo, Sie haben Ihren Vertrag gerade bis 2013 verlängert und Angebote anderer großer Klubs, etwa von Real Madrid, ausgeschlagen. Drei Gründe, warum Sie bei Milan bleiben?

Kaká: Ein Grund ist, daß Milan mich aus Brasilien geholt und mir die Möglichkeit gegeben hat, diesen Traum zu verwirklichen. Ich habe nie eine Mannschaft gewählt, sondern ich wollte in genau dieser Mannschaft spielen. Alles was ich mit Milan gewonnen habe, hat mich noch mehr an Milan gebunden. Das ist ein zweiter Grund. Und der dritte ist, die Freude und Liebe, die ich für diese Mannschaft und diesen Verein fühle, für Mailand, für Italien überhaupt. Und das sind drei Gründe, die mich stark an Milan binden.

Wie denken Sie über die mögliche Ankunft von Ronaldinho bei Milan?
Es ist noch nicht klar, ob Ronaldinho kommt oder nicht. Die Verhandlungen haben sich etwas verändert, weil wohl zu viel Geld verlangt wird. Aber meiner Meinung nach wäre das ein toller Einkauf, Ronaldinho hat ein großartiges Talent und ist ein Spieler, der jeder Mannschaft gefällt – auch Milan.

Brasilien
Ronaldinho (10) neben Kakà (8): Zwei Mitglieder der Seleção, die
sich möglicherweise bald beim AC Mailand wiedersehen werden.
Foto Sebastian Vollmert


Wie würden sich die Positionen im Mittelfeld verändern?

Das zu entscheiden ist nicht meine Aufgabe, das wird vom Trainer abhängen, von dem, was er tun will, wie er spielen will. Es ist schwierig für mich, etwas dazu zu sagen. Aber ich kann sagen, dass wir zusammenspielen können. Wir haben in der Nationalmannschaft zusammengespielt und darum denke ich, daß wir auch im Verein zusammenspielen können.

Haben Sie mit ihm über einen Wechsel gesprochen?
Ich habe in keiner Form bislang an seiner möglichen Ankunft mitgewirkt. Ich denke auch gar nicht, daß das von mir abhängt. Der Verein muss entscheiden, ob er kommt oder nicht. Das was ich sagen kann ist, dass er Weltklasse hat und herzlich willkommen wäre.

Nach der brillanten vergangenen Saison, wie erklären Sie den diesjährigen, weniger erfreulichen Verlauf: Was fehlt Milan in der Serie A und in der Champions League zum Titel?
2007/08 haben wir noch im August den Supercup und im Dezember die Klub-WM in Japan gewonnen. Das sind Dinge, die wir diese Saison bewahren müssten. Alle hatten ein großartiges Milan erwartet, aber es läuft sicher nicht wie letztes Jahr. Viele Dinge haben sich verändert, in der Meisterschaft etwa hatte sich Milan zuerst das Ziel gesetzt, zu gewinnen und seit zwei Jahren arbeiten wir immer darauf hin, im Folgejahr in die Champions League zu kommen. So was ist meiner Meinung nach nicht richtig. Jetzt wird der Verein einen Plan für die nächsten Jahre machen, um wieder gewinnen zu können.

Wer wird dieses Jahr die Champions League gewinnen?
Die Champions League ist immer eine Überraschung, aber meiner Meinung nach ist Manchester United der Favorit. Wegen dem, was sie in letzter Zeit leisten, sie sind die Mannschaft, die am besten in Form ist.

Die englischen Mannschaften scheinen derzeit die stärksten Europas zu sein. Hätten Sie tatsächlich keine Lust, in der stärksten Liga Europas zu spielen?

Das passiert eben. Ich spiele in einer Mannschaft, die in den letzten fünf Jahren drei Mal in einem Finale oder Halbfinale der Champions League stand. Es kann aber auch passieren, dass es nicht so gut läuft. Trotzdem habe ich keine Lust in England zu spielen, weil ich mich bei Milan wohl fühle.

Der brasilianische Nationaltrainer Carlos Dunga hat unlängst einige „deutsche“ Spieler – Diego, Naldo, Mineiro, Gilberto, Rafinha, Josué und Tinga – in den Kader der Selecao berufen. Aus welchem Grund?
Meiner Meinung nach, weil diese Fußballer gut vorankommen. Nach 2006 hat Dunga viel verändert und das ist ein neuer Zyklus mit neuen Spielern, die Siegeswillen haben – und es ist eine Gelegenheit, die Dunga den Spielern gibt.

Wer ist Ihrer Meinung nach der derzeit beste deutsche Spieler?
Mir gefällt Ballack sehr gut. Ich denke, er ist ein Spieler mit großem Talent, er ist sehr stark. Ich mag auch Podolski, ein ganz Junger noch, der sich gerade entwickelt und meiner Meinung nach eine große Zukunft vor sich hat.

Lesen Sie in Teil 2 des Interviews, warum Kaká lieber auf dem Fußballplatz als im Hörsaal einer Universität Karriere macht.

Lesen Sie auch das Porträt von Kaká: Die Seele des Spiels

KAKA
Ricardo Izecson Santos Leite, gerade 26 geworden, wird Kaká genannt, weil sein jüngerer Bruder Digao „Ricardo“ als Kind nicht aussprechen konnte. Inzwischen kennen wohl fast alle seinen Namen – der Mittelfeldstar des AC Milan ist Weltfußballer des Jahres 2007, Europas Fußballer 2007, Champions League Sieger 2007, Klubweltmeister 2007. Vor kurzem ist er in der italienischen Fußballzeitung Gazzetta dello Sport zum beliebtesten Spieler Italiens gewählt worden – vor Francesco Totti und Alessandro Del Piero.


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