Teil 2

WM-BANKETT
„Wir werden nie wieder für Deutschland spielen“


7. Juli 1974. Deutschland ist Weltmeister. Zum zweiten Mal nach 1954. Der DFB zeigt sich großzügig: Trainer, Mannschaft und Offizielle feiern nach dem Finalsieg über die Niederlande glückselig vereint mit ihren Freundinnen und Frauen. Aber es kommt alles ganz anders.

Eingeladen zum Festbankett sind nur die Herren Weltmeister selbst, weibliche Begleitung ist nicht erwünscht. Abgesehen natürlich von den Gattinnen der werten Funktionäre. Als Susi Hoeneß, Ehefrau des heutigen Bayern-Managers Uli, es wagt, sich an die Tafel zu setzen, wird sie ebenso unhöflich wie bestimmt des Feldes verwiesen. Schon damals steigt Uli Hoeneß bei Erregung eine beängstigende Röte ins Gesicht.

Doch nicht nur er, der den Foulelfmeter zum 0:1 für Oranje verursacht, ist erzürnt. Ebenso Uschi Müller, die ihrer Zeit weit voraus ist. Gut 30 Jahre, bevor Hoeneß Spielerfrauen als „süßen Tod des Fußballs“ abkanzelt, verkündet die Gattin des „Bombers“ in bester Martina Effenberg - und Bianca Illgner - Manier: „Wir werden nie wieder für Deutschland spielen.“ So zumindest besagt es die Legende. In der Tat treten anschließend weder Uschi noch Gerd Müller (im Sommer ’74 gerade mal 28 Jahre alt) je wieder für die DFB-Elf an.

Allerdings räumt Müller (diesmal Gerd) Jahre später ein, dass dieser Entschluss bereits vor dem Finale festgestanden habe. Auch lag die Organisation des Banketts nicht in Händen des DFB, sondern des WM-Ausrichters Fifa. Erstaunlich: Zwei Jahre zuvor, als viele der WM-Helden bereits Europameister wurden, hatte sich noch niemand an der reinen Männerrunde gestört.

Dennoch: Diesmal ist die Partylaune beim Bankett schnell dahin. Spätestens als ein übermotivierter Funktionär schlecht funktioniert und erklärt: „Feiert nicht so laut“, hat Müller genug: „Da habe ich gedacht, jetzt leckt's uns am Arsch.“
Elmar Neveling

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