Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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DAS BESONDERE INTERVIEW
„Die haben einfach nur Fußball gespielt“
Sie hat über 40 Jahre auf der Geschäftstelle des VfL Bochum gearbeitet: Christa Jewers, die sich mit Wehmut an früher erinnert.

 

Christa Jewers
„Das ist doch kein Problem.“: Christa Jewers
Foto David Klammer



RUND: Waren Sie eigentlich, als Sie beim VfL Bochum anfingen, auch schon Fan des Vereins?
Christa Jewers: Ehrlich gesagt, nein. Aber das hat sich ganz schnell entwickelt, weil ich auch regelmäßig zu den Spielen gegangen bin. Das hat mich bis heute nicht losgelassen.

RUND: Gibt es Zeiten, an die Sie sich besonders gerne erinnern?
Christa Jewers: Die 70er, ja. Die Jungs haben für mich den VfL verkörpert. Jupp Tenhagen, Lothar Woelk, Ata Lameck, das war für mich die Mannschaft. Die haben zusammengehalten, das war eine Einheit – das sind heute noch VfLer.

RUND: Ata Lameck ist ein gutes Stichwort. Mit seinen über 500 Bundesligaspielen und seiner Art des Auftretens ist er in Bochum immer noch sehr beliebt. Warum eigentlich?
Christa Jewers: Da fällt mir eine kleine Geschichte ein: Ich hab mir mal die Stoßstange eingefahren, die war danach hinüber. Da sag ich: „Ata, ich hab mir gestern die Stoßstange kaputt gefahren.“ Er nimmt mich in den Arm und sagt: „Macht doch nichts. Das ist doch kein Problem.“ Und am nächsten Tag hat er mir eine neue besorgt. Das ist Ata Lameck.

RUND: Sie erinnern sich gerne an früher?
Christa Jewers: Ja, natürlich. Mit den Spielern von damals haben wir sogar manchmal Eintrittskarten verkauft. Vor manchen Spielen war so viel los, und wir waren ganz alleine, da haben sie eben auch einmal am Schalter gestanden. Das war für die ganz normal. Ralf Zumdick und Lothar Woelk haben uns sogar einmal beim Umzug geholfen. Das kann sich heutzutage wirklich niemand mehr vorstellen.

RUND: Was war in all den Jahren ein besonders schwieriger Moment?
Christa Jewers: Als Jupp Tenhagen damals nach Dortmund gehen musste, das hat mich tief getroffen. Ich war hautnah dabei. Er wollte nicht weg, aber wenn man das so platt sagen will, dann hat er damals den VfL gerettet. Wenn er es nicht gemacht hätte, würde es den VfL heute wohl nicht mehr geben.

RUND: Und wie war das Verhältnis zu den Trainern?
Christa Jewers: Früher etwas besser. Wir haben mit den Trainern damals praktisch alles getragen. Die Situation, die Sorgen. Das haben wir damals alles noch mit denen besprochen und die mit uns. Heute wird alles so kompliziert gemacht. Die haben einfach nur Fußball gespielt. Und das hat funktioniert.

RUND: Nun der Abschied. Sicher mit einem Stück Wehmut verbunden. Was werden Sie besonders vermissen?
Christa Jewers: Sicher vieles. Aber eines vermisse ich schon länger. Unsere Winterbälle. Die waren immer der Abschluss eines Jahres. Wenn dann unser früherer Präsident Ottokar Wüst am Ende des Abends gesagt hat: „Ich wünsche Ihnen eine stille Weihnacht. Eine Weihnacht von tiefem inneren Frieden“, dann war man selbst irgendwie ruhig und hat alles hinter sich gelassen.

Interview Ben Redelings

 

Christa JewersFan des VfL: Christa Jewers. Foto David Klammer

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