1. FC KÖLN
„Atom-Otto“ trifft di Stefano auf dem Klo
Gegen die Stars von Real Madrid durfte Otto Neteler beim Freundschaftsspiel in Köln nicht spielen. Aber über seine Begegnung mit der Legende Alfredo di Stefano kann der 72-Jährige immer noch heftig schmunzeln. Von Stephan Tönnies.

Otto Neteler
Zehn Oberligaspiele für den 1. FC Köln: Otto Neteler (re.) kam über die Uni-Mannschaft zu den Geißböcken


Es gibt Momente, die bleiben ein Leben lang im Gedächtnis. Der Fußballer Otto Neteler muss bis heute von seiner Begegnung mit den Stars von Real Madrid erzählen, der damals besten Mannschaft der Welt. „Ich traute meinen Augen nicht“, sagt der heute 72-Jährige und macht eine kurze Pause, „da steht neben mir in der Toilette Alfredo di Stefano, begrüßt mich höflich auf Spanisch und nach zwei, drei Minuten ist der Spuk vorbei.“

Im August 1960 empfängt der 1. FC Köln den Europapokalsieger der Landesmeister zu einem Freundschaftsspiel. In der Kölner Elf spielen Hans Schäfer, Hans Sturm und Karl-Heinz Schnellinger. Nicht in der Startformation steht der gebürtige Essener Neteler. Ärgerlich. Denn bei Real steht Alfredo di Stefano auf dem Platz, einer der besten Spieler der Welt. Nachdem FC-Coach Oswald Pfau die Mannschaft auf die Madrilenen eingestimmt hat, nutzt Neteler die Zeit bis zum Anpfiff für einen Gang auf die Toilette. Und wie der Zufall es will, verspürt di Stefano, der „blonde Pfeil“, denselben Drang. Da kann es Neteler verschmerzen, das gesamte Spiel vor 45.000 Zuschauern von der Ersatzbank verfolgen zu müssen. Weil er aber zum Kader gehört, erhält auch er das Gastgeschenk der Spanier: Eine Uhr mit dem Vereinsemblem der „Königlichen“. „Die ist mir dann leider abhanden gekommen.“

Für Otto Neteler war das Treffen auf der Toilette aber nicht die einzige Begegnung mit einem der ganz Großen des Fußballs. Als 19-jähriger Student kickte er 1955 unter dem damals Fußballlehrer Hennes Weisweiler, der die Kölner Uni-Mannschaft trainierte. Für Neteler eine neue Erfahrung. „Schließlich hatten wir beim BV Essen gar keinen Trainer, und der Hennes Weisweiler hat ja später eine Weltkarriere hingelegt.“

Weisweiler nahm den BWL-Studenten zum 1. FC Köln mit. Dort zum spielte er zunächst bei den Amateuren und verdiente sich ob seines schnellen Antritts den Spitznamen „Atom-Otto“. Als die erste Mannschaft einige Ausfälle hatte, half er zweimal aus. Ein Vertragsangebot lehnte er ab, weil er sein Studium aus familiären Gründen wieder abbrechen musste. „In Meppen habe ich dann eine kaufmännische Lehre gemacht und bin danach in den elterlichen Betrieb nach Essen zurück.“ Im Jahr 1959 nahm er sein Studium wieder auf und brachte sich wieder beim 1. FC Köln ins Gespräch. „Ich habe da einfach angerufen. Die kannten mich noch und dann bekam ich einen Zwei-Jahres-Vertrag angeboten.“

Neteler sagte zu und kämpfte fortan verbissen um den Anschluss an die Stammelf. „Ich hatte eine Ewigkeit nicht trainiert. Zudem hatten wir eine starke Mannschaft.“ Der Linksaußen profitierte indes von mehreren Transfers. Helmut Rahn ging zu Twente Enschede, Franz Brungs verabschiedete sich ebenso. „Die Abgänge im Offensivbereich waren mein Glück, und so feierte ich am zweiten Spieltag der Oberliga West in der Saison 1960/61 gegen den Duisburger SV mein Debüt.“ In den zwei Jahren beim 1. FC Köln hat Neteler zahlreiche Eindrücke gewonnen. „Ich habe Führungsspieler wie Hans Schäfer hautnah erlebt, hatte in Jupp Röhrig einen väterlichen Freund. Auch Helmut Rahn war ein guter Kumpel. Stets bescheiden und nie arrogant.“

Zurück  |