THEMENWOCHE: NAZIS IM SPIEL
„Vor allem die Regional- und Oberligen sind interessant“
Klaus Beier ist Landesvorsitzender der Brandenburger NPD und Bundessprecher der Partei. Im RUND-Interview spricht der rechtsextreme Politiker über NPD-Aktionen in Fußballstadien und die bundesweite Ausrichtung der Partei. Interview: Olaf Sundermeyer



RUND: Ein NPD-Mann sagte uns: „Die WM war ein großer Erfolg für alle, die stolz darauf sind, Deutsche zu sein“. Sehen Sie das auch so?
Klaus Beier: Während der WM hatte ja eine tolle Stimmung im ganzen Land geherrscht, die leider schon wieder etwas abgeebbt ist. Aber es ist trotzdem etwas hängen geblieben, da bin ich sicher. Nicht nur, weil man nun des Öfteren die deutschen Fahnen sieht. Auch der Nationalstolz hat sich heraus kristallisiert, und in der Außenwirkung hat sich gezeigt, dass der Deutsche unverkrampft und locker leicht bis in die Puppen feiern kann: Was bisher nur den Südländern zugetraut wurde, ist also auch beim so genannten kühlen Deutschen möglich.

RUND: Die Stimmung während der WM war trotz der Deutschlandfahnen eher international statt national. Fühlt sich die NPD ihres Kernthemas beraubt?
Klaus Beier: Dieses Thema kann man niemandem wegnehmen. Entweder man ist ein Patriot oder national denkender Mensch – oder nicht. Viele sind aber erst auf diesen patriotischen Zug aufgesprungen, als es jeder gemacht hat und schon gar nicht mehr anders ging, das war auch teilweise feige.

RUND: Was plant die NPD, um verstärkt im Stadion präsent zu sein?
Klaus Beier: Für uns ist die Zweite Liga interessant, vor allem aber die Regional- und Oberligen, was unsere nationalen Botschaften angeht. Die Bundesliga selbst ist schon so kommerziell, und die meisten Besucher dort sind politisch völlig abgestumpft; das sind doch nur Brot und Spiele. Für die unteren Ligen könnten wir aber ein spezielles Flugblatt entwickeln. Wenn wir wieder Geld in den Kassen haben, könnten wir auch mit einer Stadion-CD nach außen gehen. Aber unsere finanzielle Lage ist ja gerade etwas prekär, das ist ja kein Geheimnis. Auch Aufkleber „Ein Herz für Deutschland“ sind eine Option. All diese Dinge können wir hoffentlich 2007 umsetzen, auch wenn sie nicht ganz oben auf der Agenda stehen.

RUND: Warum bekommen Sie im Westen kein Bein auf den Boden?
Klaus Beier: Der Boden im Osten – wir sprechen ja von Mitteldeutschland – ist für uns fruchtbarer als im Westen, aber wir sind eine gesamtdeutsche Partei und wollen eben keine PDS werden. Ich kann mir vorstellen, dass wir im Ruhrgebiet, was ja die Fußballhochburg schlechthin ist und wo eine ähnliche soziale Schieflage vorherrscht wie in Mitteldeutschland, noch aktiver werden.

RUND: Fanaktivisten auf Schalke sagen: Wenn die sich hier blicken lassen, werden die in zehn Sekunden vertrieben.
Klaus Beier: Wenn von vornherein bekannt ist, wie auch auf St. Pauli beispielsweise oder bei anderen Ruhrvereinen, dass es viele politisch aktive Fanclubs aus der linken Richtung gibt oder Fanprojekte gegen rechte Tendenzen, dann macht es keinen Sinn, dort aktiv zu werden. Wir wollen ja auch nicht zu aufdringlich sein. Es gab auf Schalke ja auch schon die Diskussion, DVU-Mitlieder oder Mitglieder der Republikaner von der Vereinsmitgliedschaft auszuschließen oder Stadionverbote zu erteilen. Es macht also am meisten Sinn, dort zu agitieren, wo der Boden fruchtbar ist – und das ist in Mitteldeutschland.

RUND: Unabhängig vom Fußball: Wo ist es der NPD im Westen gelungen, den Rand der Gesellschaft zu verlassen?
Klaus Beier: In bestimmten Regionen des Ruhrgebiets, Gelsenkirchen kann ich da auch besonders erwähnen. Dort gab es ja auch Demonstrationen während der WM und im Vorfeld Verteilaktionen mit unserem Informationsmaterial. Da passiert viel, wegen der sozialen Schieflage. Da ist es auch egal, was der Schalker Fan XY sagt. Und in Franken hatten wir bei der Bundestagswahl bereits drei bis vier Prozent, das ist schon eine ganze Menge, fast schon mitteldeutsches Niveau.

RUND: In Mecklenburg hat sich die NPD den Kameradschaften komplett untergeordnet. Bedauern Sie das?
Klaus Beier: „Das sehen wir nicht so, die meisten Kameradschaftsführer oder sonstige ehemalige Mitglieder sind ja inzwischen in die NPD eingetreten, auch diejenigen die jetzt im Landtag sitzen. Und die Parteisatzung und das Programm sind ja bindend, daran hat sich jeder in der Partei zu halten. Das funktioniert auch mit den ehemaligen Kameradschaftsmitgliedern, die jetzt bei der NPD aktiv sind.

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