INTERVIEW
„So laut wie ein Flugzeug“
Trainer gaben ihre Anweisungen per Zeichensprache, Ohrstöpsel waren an den WM-Spielorten vergriffen: Der Vuvuzuela-Soundtrack in den Stadien bei der WM 2010 in Südafrika machte erfinderisch. Ausrüster Andreas Klee von der Firma Allzweck-Sportartikel erklärt, wie die Schiedsrichter bei der WM dem Lärm mit megalauten Sportpfeifen trotzten.Interview Matthias Greulich.

Schiedsrichter mit Pfeife

Mit Luftkanälen gegen Vuvuzela-Lärm: Ein Fifa-Schiedsrichter mit megalauter Pfeife Foto Pixathlon


RUND: Herr Klee, womit pfeifen die WM-Schiedsrichter?
Andreas Klee: Die besten Pfeifen kommen von der Firma Fox. Die Spitzenschiedsrichter pfeifen in der Regel mit einer Kunststoffpfeife. Da hat sich die Fox 40 etabliert, die wurde von einem ehemaligen Profischiedsrichter aus dem Basketball entwickelt: Herrn Foxcroft. In einem Olympia-Finale in den 70-er Jahren fiel ihm die Trillerpfeife aus.

RUND: Wie konnte das passieren?
Andreas Klee: Trillerpfeifen haben den Nachteil, dass sich Flüssigkeit sammelt und die Kugel hängen bleibt. Dann kommt nur noch ein müdes Tröten raus. Man braucht etwas, was den Geräuschpegel in den Stadien übertönt. Vor diesem Hintergrund hat Foxcroft die Fox 40 entwickelt, die nur mit Luftkanälen arbeitet und einen dermaßen lauten Ton erzeugt, der alles in den Schatten stellt, was man sonst an Pfeifen kennt. Das geht bis zu 120 Dezibel Lautstärke. Die Fox Classic, die von den meisten Bundesliga- und internationalen Schiedsrichtern gepfiffen wird, hat eine Lautstärke von 115 Dezibel. So eine Lautstärke hat schon Flugzeug-Charakter.

RUND: Damit können die Schiedsrichter gegen den Lärm der Vuvuzelas anpfeifen?
Andreas Klee: Ich gehe davon aus, dass die Spieler die Pfiffe auf dem Platz hören können.

RUND: Was kostet so eine Pfeife?
Andreas Klee: Eine Fox 40 kostet um die sieben Euro, mit einem Mundschutz obendrauf acht Euro. Eine normale Kunststoffpfeife mit Kugel kostet zwischen zwei und drei Euro. Diese Sportpfeifen – wie wir sie nennen – haben ihren Preis. Aber es ist auch ein Hochleistungssportgerät. Die sind auch im Bootsport als offizielles Signalgerät zugelassen.

RUND: Seit 30 Jahren liefert Ihre Firma Sportartikel für große Turniere. Wie kam es dazu?
Andreas Klee: Unser Firmeninhaber und Gründer Winfried Baaser Unser Firmeninhaber und Gründer Winfried Baaser hat selbst in der Zweiten Liga gepfiffen und war in der 1. Bundesliga an der Linie. Er hat viele Ausrüstungsgegenstände für Schiedsrichter erfunden.

RUND: Welche waren das?

Kurz vor der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien hat er eine Linienrichter-Fahne entwickelt. Auf einem Kunststoffstab, mit einem Korkgriff und einem ordentlichen Fahnentuch, das Leuchtfarben hatte, damit man es weit sehen konnte. Das hat er der Fifa vorgestellt und die waren so begeistert, dass sie sagten: „Produzieren Sie davon 100 Stück und geben Sie die dem deutschen Schiedsrichter Volker Roth mit. Dann werden die dort eingesetzt.“ Und seitdem machen wir das.

RUND: Womit hatten die Linienrichter vorher gewunken?
Andreas Klee: Man hat damals einen Holzstab genommen und einen Stofflappen in irgendeiner Farbe drangehängt. Dann hatte man die Fahne. Etwas Professionelles, wie man es heute kennt, gab es noch nicht.

RUND: Was liefern Sie noch?
Andreas Klee: Nach Argentinien kamen die Eckfahnen etwas später dazu. Mit leuchtfarbenem Fahnenstab und Tuch, damit man sie von weithin sehen kann. Denn in der Regel steht, dass man alle vier Eckfahnen von jedem Punkt auf dem Spielfeld ständig sehen muss. Wenn das nicht mehr gegeben ist – etwa bei Nebel – muss das Spiel abgepfiffen werden





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