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Die Zeit der Zettel
Jens Lehmann hält den Strafstoß von Esteban Cambiasso, Roberto Baggio schießt in die Wolken: Die wichtigsten Elfmeter der WM-Historie.

Chris Waddle

Bodo Illgner reißt den Arm hoch: Chris Waddle hat verschossen Foto Pixathlon



Franz Beckenbauer
Nein, Chris Waddle hatte sich nicht freiwillig gemeldet, als es im Halbfinale der WM 1990 mal wieder zum Elfmeterschießen zwischen England und Deutschland kam. Und kurz bevor er als fünfter englischer Schütze antreten musste, schritt auch noch Franz Beckenbauer auf ihn zu und erzählte ihm etwas, worüber Waddle lächeln musste. Konzentration futsch. Elfer verschossen. England draußen.


Esteban Cambiasso

30. Juni 2006: Cambiasso scheitert an Lehmann Foto Pixathlon



Jens Lehmann

Der Zettel lagert längst im Museum. Bundestorwarttrainer Andreas Köpcke hatte mit Bleistift die bevorzugten Schussecken der Argentinier notiert. Esteban Cambiasso schob wie notiert den Ball nach rechts unten, Jens Lehmann hielt. Deutschland zog ins Halbfinale der WM 2006 ein.


Ronald de Boer

Ronald de Boer hat ein Problem: sein Zwillingsbruder Frank. Mit ihm spielte er in der Jugend bei Ajax, wechselte mit ihm nach Barcelona. Frank ist der oranjen Nation als „een ardige Jong“ („ein netter Kerl“) im kollektiven Gedächtnis geblieben. Langweilig? Ronald hat andere Sorgen. Das Alleinstellungsmerkmal, das Wikipedia ihm zudachte, braucht nun wirklich kein Mensch: „Bei der WM 1998 verschoss er im Halbfinale einen entscheidenden Elfmeter gegen Brasilien.“


Zico

Tragischer Held im Jahrhundertspiel: Zico Foto Pixathlon



Zico

In Südamerika gilt nicht Deutschland - Italien 1970 als das Jahrhundertspiel, sondern Frankreich - Brasilien 1986. Seine tragische Figur: Zico. Nach unzähligen Chancen auf beiden Seiten wurde er in der 71. Minute beim Stand von 1:1 eingewechselt – und verschoss Sekunden später einen Foulelfmeter. Im Elfmeterschießen traf er wieder, doch Brasilien schied mit 4:5 aus.



Paternóster
Einen Elfmeter, der seinen Namen nicht verdiente, sah die WM 1930. In der Partie Argentinien – Mexiko gab es Strafstoß für die Gauchos. Doch weil im Centenario-Stadion der Elfmeterpunkt vergessen worden war, schritt der Schiri die Entfernung selber ab. Dummerweise war er sehr groß – und stoppte erst bei über 14 Metern. Kein Wunder, dass Paternóster versemmelte.



Diana Ross
1994 war der Fußball zu Gast beim Football. Zur Eröffnungsfeier wird der Popqueen Diana Ross der Ball auf einen Punkt vor dem Tor gelegt. Nicht der Elfmeterpunkt, sondern etwa zwei Yards beträgt die Entfernung, weniger als zwei Meter: Wenn der Ball einschlägt, werden damit zwei Feuerwerke ausgelöst, Luftschlangen und noch viel mehr fliegt hoch. Diana Ross läuft an, schießt mit links – und verfehlt das Tor. Ein Schock für den Frauenfußball.



Roberto Baggio
Für Roberto Baggio geht es nur steil nach oben, bis Italien im Finale der WM 1994 im Elfmeterschießen Brasilien begegnet. Das göttliche Pferdeschwänzchen verfehlt das Ziel gleich meterweit, ein Blackout, der eine lange Krise auslöst. 1:2 steht es im ersten Vorrundenspiel der WM 1998 gegen Chile, als der Schiedsrichter in der 88. Minute Elfmeter gibt. Baggio läuft an - und befreit sich von seinem Trauma.



Alexis Thépot
Reaktionsschnell parierte der französische Nationalkeeper Alexis Thépot den ersten Foulelfmeter der WM-Geschichte im Jahr 1930. Der seinerzeit überragende Torhüter hielt im dritten Vorrundenspiel seiner Elf gegen den Chilenen Guillermo Saavedra. Genutzt hatte es letztlich nichts, Frankreich verlor gegen Chile mit 0:1 und schied trotz aller Titelträume aus.



Andreas Brehme
Man muss sich rundum gut fühlen, um im Endspiel der Weltmeisterschaft 1990 aus elf Metern zu treffen. Was in Andreas Brehme vorging, hat er später so beschrieben: „Ich wusste, ich tu ihn rein.“ Der eigentlich vorgesehene Lothar Matthäus hatte an sich gezweifelt. Das neue Schuhwerk, der Druck und überhaupt. „Einer musste ja schießen“, sagte Brehme und verwandelte.



Brandi Chastain
Finale der Frauen-WM 1999 in Los Angeles, USA gegen China. Nach 120 Minuten steht es 0:0. Alle schauen auf Brandi Chastain. Im Elfmeterschießen verwandelt sie den 5:4 Siegtreffer für die Amis. „Das war der schönste Moment meiner Fußballerkarriere, ich habe alles um mich herum vergessen.“ Wohl auch die 90.185 Zuschauer, als sie sich nach dem Siegestreffer vor das Trikot vom Leib riss.



Uli Stielike
Uli Stielike hatte seinen Strafstoß 1982 im ersten Elfmeterschießen der WM-Geschichte gegen Frankreich derart ungelenk verschossen, dass der Star von Real Madrid anschließend wie ein Häufchen Elend auf dem Rasen kauerte. Dann die schönste Szene des an Skandalen reichen Turniers: Jungnationalspieler Pierre Littbarski eilt mit seiner Rod-Stewart-Frisur herbei und tröstet den Kollegen. Vielleicht kam Deutschland deshalb weiter.



Johan Neeskens und Paul Breitner
Zwei Elfmeter- zwei Stile: Johan Neeskens haut den Ball mit voller Gewalt zum 0:1 in die Mitte des Tors, während Paul Breitner ihn mit dem Innenrist in die so genannte Schiebeecke legt. Letztlich wird Deutschland Weltmeister. Überhaupt: Alle wichtigen Finaltore der Deutschen gingen in die linke untere Torecke. Denken Sie mal darüber nach!

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