TOP 11
Elf Politprofis
Jogi Löw, Stefan Kuntz, Otto Rehhagel und Pierre Littbarski wählten den Bundespräsidenten. Karl Allgöwer galt wegen seiner SPD-Wahlkampfwerbung beim VfB Stuttgart als linksradikal, Ewald Lienen kandidierte für die Friedensliste. Die größten Politprofis im deutschen Fußball.

Pierre Littbarski

WM-Trainingslager: Bodo Illgner und Pierre Littbarski beim Dreh für "Nationalmannschafts-TV"
Foto Pixathlon



Karl Allgöwer

Elf Jahre beim VfB Stuttgart – alle unter Gerhard Mayer-Vorfelder. Eckte wiederholt beim erzkonservativen Präsidenten an, als er Wahlwerbung für die SPD machte oder sich mit dem Kollegen Lienen solidarisch erklärte. Den Verein wechselte der Freistoßspezialist mit dem Großen Bumms dennoch nie: Vermutlich reihte Knallgöwer seinen Chef in Gedanken kurzerhand in die Mauer ein.

Ewald Lienen
Kandidierte in den friedensbewegten 1980er Jahren für die DKP-nahe Friedensliste in Nordrhein-Westfalen. Ergebnis: „weit über 2 Prozent“ . Lienen war Mitglied der Initiative Sportler für den Frieden, er protestierte gegen Berufsverbote und gab keine Autogramme, weil er das für überflüssigen Starkult hielt. Der Preis: Seine Mitspieler lachten ihn aus, wenn er vor dem Anpfiff Müsli aß.

Pierre Littbarski
War 1989 als erster Fußballer bei der Wahl des Bundespräsidenten dabei, obwohl er sich gar nicht für Politik interessierte. „Mein Manager hat zu mir gesagt: Das ist wichtig für uns“, erinnerte sich Littbarski. Mit Toni Schumacher wollte er ein Bürogebäude in Euskirchen bauen und es sich nicht mit der CDU Nordrhein-Westfalen verscherzen – die hatte ihn nominiert.

Christian Fiedler
Der ehemalige Hertha-Torhüter sollte nach alter Berliner Sitte über Nacht Stellvertreter im CDU-Landesvorstand werden. Dumm nur, dass er noch gar kein Parteibuch besaß. Als die Basis meuterte, wollte Fiedler nicht mehr. Trat immerhin noch rechtzeitig in den Kreisverband Spandau ein, um als sportpolitischer Berater der Berliner CDU zu fungieren. Was immer das sei.

Stefan Kuntz
Was die CDU mit Pierre Littbarski und Otto Rehhagel kann, können wir auch, sagte sich die saarländische SPD. Und nominierte 1999 Stefan Kuntz, damals beim VfL Bochum, für die Bundespräsidentenwahl. Ob er tatsächlich Johannes Rau gewählt habe, wollte Kuntz hinterher nicht sagen – Sympathie für die SPD ließ der ehemalige Polizist durchaus durchschimmern.

Rudi Assauer
Der ehemalige Schalke-Manager hält in der Bundesliga tapfer das Fähnlein FDP hoch. Parteimitglied bei den Liberalen, passend zur ewigen Zigarre des Großkapitalisten. Als der Schalke-Aufsichtsrat und FDP-Politiker Jürgen W. Möllemann in den Tod sprang, kam Assauer mit Präsident Gerd Rehberg zur Beerdigung – im Gepäck die königsblaue Vereinsfahne.

Otto Rehhagel
CDU-Gegenspieler von Stefan Kuntz bei der Bundesversammlung 1999. „Auf der Trainerbank ist es spannender“, kommentierte Rehhagel die Präsidentenwahl. Kein Wunder – seine Kandidatin Dagmar Schipanski hatte haushoch mit 572:690 verloren. Späte Anerkennung seines Engagements: 2004 gratulierte der Bundesvorsitzende der CDU-Senioren telegrafisch zum Gewinn der Europameisterschaft.

Marco Bode
Schon durch das Ableisten des Zivildienstes fiel der damalige Bremer Stürmer auf. So etwas treibt einen ja in die Arme der Grünen, für die er beim anstehenden Bundestagswahlkampf Werbung macht. Ob er mit dem Außenminister joggen wird oder sich als sozial denkender Schachspieler intellektuell präsentiert, ist egal. Bode kann alles.

Klaus Toppmöller

Rivenich heißt der Ort, den der Trainer und frühere Nationalspieler kommunalpolitisch mitgestaltet hat. Als SPD-Mitglied leistete er Basisarbeit und erklärte auch jedem gerne, wo Rivenich eigentlich liegt: Im Landkreis Bernkastel-Wittlich, Rheinland-Pfalz, genauer in der vorderen Eifel an der Salm.

Winfried Schäfer
„Für Ettlingen“ votierte der Ex-Nationaltrainer Kameruns jeden Mittwoch. Dann ist nämlich Ratssitzung in Schäfers Heimatstadt, und „Für Ettlingen“ heißt die Freie Wählergemeinschaft, auf deren Liste Schäfer in den Stadtrat kam. Als Aufwandsentschädigung erhielt er eine Jahreskarte für die örtliche Tiefgarage. Zur Kommunalwahl 2009 trat Schäfer nicht mehr an.

Jürgen Rollmann
Noch als Profi trat der frühere Torwart in die SPD ein. Und als er die Handschuhe endgültig im Eck hinter dem Pfosten liegen ließ, wurde er Pressesprecher der bayerischen SPD und kandidierte sogar für den Landtag. Rollmann, der als für Bremen und Duisburg in der ersten Liga spielte, koordinierte für die Bundesregierung die Aktivitäten rund um die Fußball-WM 2006.

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