KLUB-WM
Fußballwunder aus dem Kongo
Es war eine sehr große Überraschung, dass ein Team aus Afrika das Finale der Klub-WM erreichte. Nach der 0:3-Finalniederlage gegen Inter Mailand kam es allerdings zu Aussschreitungen in der Heimat von Tout Puissant Mazembe. Von Christian Gülisch.


Tout Puissant Matembe
Eines der besten Vereinsteams der Welt: die Elf von TP Mazembe bei der Klub-WM 2009
Foto Pixathlon



Demokratische Republik Kongo: Wenn man auf dem Weg nach Europa mit dem Flugzeug zum Auftanken in der Hauptstadt Kinshasa landet, verbieten einem die Stewardessen aus dem Flugzeug heraus Fotos von den ganzen Panzern und Kindern mit Ak-47ern zu machen. Schade. Mutige Entwicklungshelfer, die zu Konferenzen und Capacity-Building-Seminare nach Kinshasa fliegen finden sich zwischen Korruption und Angst wieder. Für ein wirklich mieses Hotelzimmer zahlt man nicht weniger als 300 US-Dollar pro Nacht. Um den Flughafen zu betreten zahlt man 50 Dollar, um ihn wieder verlassen zu können auch. Auf den Weg in das Hotel nimmt man besser den mit 100 Dollar sündhaftteuren Shuttle-Service, allerdings kommt man dann wenigstens ungeschoren an den ganzen Straßensperren vorbei, ohne noch mal extra bezahlen zu müssen.

Und jetzt das: Ein Klosterklub aus der DR Kongo, gegründet von Missionaren die während des zweiten Weltkriegs aus Langeweile mit dem Fußballspielen begannen, begeisterte beim Weltpokal. Das mit einen Torwart, der nicht nur eine starke Frisur hat, sondern auch stark hält, und das obwohl er alt ist. Der Superstar des Teams war zudem gar nicht im Kader, denn er wurde gesperrt, weil er zuvor einen Schiedsrichter verprügelt hatte. Tout Puissant Mazembe heißt der Club aus der DR Kongo, es bedeutet soviel wie „die Allmächtigen“. Der Spitzname des Teams ist „Die Raben“ und das obwohl sie ein Krokodil im Emblem haben.

Tresor Mputu Mabi ist das größte Talent des Teams. Er war bereits beim Probetraining bei Arsenal London, allerdings leistete er seinem Team bei einem Spiel im Mai 2010 bei der afrikanischen Club Championchip einen Bärendienst. Der Schiedsrichter ignorierte Mputu zuerst, als dieser ihn auf ein Foul an einem seiner Mitspieler aufmerksam machen wollte. Mputu wollte es nicht dabei belassen und begann den Schiedsrichter zu treten, wodurch er sich letztendlich eine rote Karte einhandelte. Das wollte sich Mputu nicht gefallen lassen, er drehte durch und begann auf den Schiedsrichter loszugehen. Die Polizei musste eingreifen und den Spieler vom Feld eskortieren. Seitdem ist Mputu gesperrt und kann von Glück reden, dass er nicht wegen Körperverletzung angezeigt wurde.

Mazembes Torwart Muteba Kidiaba konnte dagegen mit seinen Leistungen im Vereinsweltpokal auf sich aufmerksam machen. Seit acht Jahren spielt der 34-Jährige für seinen Verein und zeigte sich von dem Finalgegner Inter Mailand unbeeindruckt: "At the interval I told the players that it was like David and Goliath and if we believed then things would happen, like they did in the bible. We are strong and have no fear. We can win the Club World Cup."Ôªø

Nachdem Tout Puissant Mazembe den S.C. International aus Porto Alegre mit 2:0 besiegt hatten, waren sie das erste nicht-europäische und nicht-südamerikanische Team, das ein Finale des Weltpokals erreichen konnte. Das überraschte viele selbsternannte Fußballkenner, dabei nahm das Team aus dem Kongo bereits am Weltpokal 2009 teil, musste sich dort aber schon in der Gruppenphase den Pohang Steelers aus Südkorea und Auckland City FC geschlagen geben. Dieses Jahr waren sie erst Inter Mailand im Finale mit 3:0 unterlegen.

Natürlich kann ein Team auf diesem internationalem Niveau nur bestehen, wenn es über die notwendigen Ressourcen verfügt. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass der Fokus auf den Clubpräsident Moise Katumbi Chapwe zielt. Er besitzt zahlreiche Minen in Katanga, einer Region im Kongo reich an Bodenschätzen. Viele Vermuten hinter den Absichten des Präsidenten vor allem das Politische. Er wolle die Aufmerksamkeit des Weltpokals nutzen, um sich als Abramovitch Afrikas in den Medien zu profilieren. 2006 gab es in der demokratischen Republik zum ersten Mal seit über 40 Jahren freie Wahlen. Ein erfolgreicher Klubpräsident ist auch ein erfolgreicher Politiker.

Aber hinter all dem Geld und der Politik vergisst man doch leicht, dass die Spieler diesen Erfolg möglich machten. Werden die besten bald den Klub in Richtung europäische Profiligen verlassen? Katumbi Chapwe hat offenbar vorgesorgt: Man munkelt, dass der Präsident seinen Spielern ein Gehalt bis zu 3.500 Euro pro Woche bieten kann, um sein Team vor den Avancen aus Europa zu schützen. Ein Gehalt, das nur wenige in den großen Ligen in Südafrika oder Ägypten verdienen und das in einem Land in dem fast zwei Drittel der Bevölkerung in absoluter Armut leben.

Nach der Niederlage gegen Inter Mailand kam es zu Aussschreitungen in Katangas Hauptstadt Lubumbashi, der Heimat von Tout Piussant Mazembe. Die Polizei musste eingreifen, weil die wütenden Fans leider auch die große Leimwand auf der das Spiel übertragen wurde beschädigt hatten. Danach übertrug sich der Groll der Anhänger auf die zahlreichenden chinesischen Geschäfte und Einrichtungen in Lubumbashi. Die Fans waren sauer auf den Schiedsrichter des Spiels, der allerdings war ein Japaner.

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