DUMM GELAUFEN
Es hat nicht ganz gereicht …
Sol Campbell (Arsenal), Dirk Kuijt (Liverpool) und Frank Lampard (Chelsea) haben eines gemeinsam: Sie schossen Tore im Finale der Champions League, die nicht zum Sieg taugten. Eine Spurensuche von Sascha Saupe

Frank Lampard

Ein Jubel, der nichts einbrachte: Frank Lampard ist einer von Europas unglücklichen Finalttorschützen
Foto: Pixathlon




Ein Tor löst ja bekanntlich Freude aus. Mannschaft, Trainer und der Torschütze selbst liegen sich in den Armen, schreien sich an, streicheln sich, wuscheln sich durch die Haare oder ziehen sich vor lauter Glück gegenseitig an den Lefzen. Das ausgeworfene Testosteron sorgt dabei für eine vorübergehende Schmerzunempfindlichkeit unter den sich Beglückwünschenden. Je wichtiger das Tor, desto größer die Freude. Selbstverständlich löst nicht jedes Tor überschwänglichen Jubel aus. Ein Anschluss- oder Ausgleichstreffer wird auch gerne als Anlass zu einem kurzen Handgemenge mit dem gegnerischen Torwart genutzt, der im Falle eines Gegentreffers das Spielgerät in den meisten Fällen an sich nimmt oder es unter sich begräbt und so schnell nicht mehr rausrücken will. Die ganz coolen Säue machen nach so einem Tor umgehend Kehrt und begeben sich kopfschüttelnd nach dem Muss-man-denn-hier-alles-alleine-machen-Motto zurück in die eigene Hälfte. Doch insgeheim kann man sich auch über solche Tore freuen. Saison und Leben gehen ja schließlich weiter.

Aber sag das mal einem Finaltorschützen, der nach Abpfiff auf der Verliererseite steht - und das auf der ganz großen Bühne. Seit der Saison 1992/93 wird die Jagd nach Europas Krone unter dem Begriff Champions League ausgetragen. Der Traum eines jeden Fußballers wird wohl sein, diesen Wettbewerb einmal zu gewinnen. Von einem derartigen Triumph erzählt man allerdings noch lieber, wenn man im Rahmen des Finals eine zentrale Rolle eingenommen hat oder sogar das entscheidende Tor erzielen konnte. Seit der Einführung der Champions League gab es 18 Endspiele, bei denen jedoch einige individuelle Erfolgserlebnisse nicht den gewünschten Effekt, sprich den Titel, eingebracht haben. Man muss sich das mal vorstellen! Ein Spieler erzielt ein Tor in dem womöglich wichtigsten Spiel seiner Karriere. Aber es reicht nicht, die anderen gewinnen. Das ist grausam! Doch wer sind die Pechvögel, denen trotz eines Tores im Finale der Champions League Sieg verwehrt blieb?

Los geht die Suche nach den womöglich unglücklichsten Torschützen Europas. Die ersten drei Finals gingen jeweils zu Null aus, so dass es bis zum Jahre 1996 dauerte, ehe Amsterdams Jari Litmanen gegen Juventus Turin traf, um im folgenden Elfmeterschießen dann doch eine bittere Niederlage zu kassieren. Mittlerweile dürfte sich die finnische Legende von dieser Enttäuschung gut erholt haben, denn im Jahr zuvor konnte er die Trophäe bereits in die Höhe stemmen. Somit wird ein Rückblick auf seine Karriere also doch mit diesem Titel garniert. Ebenso erging es den Fußballgrößen Alessandro del Piero, Lucio und Paolo Maldini. Sie können trotz eines nutzlosen Finaltores allesamt mindestens einen Champions League Sieg in Ihrer Vita vorweisen. Das sollte trösten. Anders erging es 1999 Mario Basler, der die Bayern bis zur legendären Nachspielzeit vom großen Triumph hat träumen lassen. Er trug zwei Jahre später nicht mehr das Trikot der Münchener, als sich die Bayern gegen den FC Valencia durchsetzten. In diesem Spiele musste der Spanier Gaizka Mendieta das gleiche Schicksal erfahren. Auch die Tore von Sol Campbell (Arsenal), Dirk Kuijt (Liverpool) und Frank Lampard (Chelsea) reichten nicht aus, um die Königsklasse zu gewinnen. Diese Herren kann man wohl in der Tat als unglückliche Torschützen bezeichnen. Aber es geht noch schlimmer. Im wohl spektakulärsten Champions League Finale im Jahr 2005 traf AC Mailands Hernan Crespo gleich doppelt gegen den FC Liverpool. Der Rest ist bekannt. Eine 3:0 Halbzeitführung war zu wenig. Die Engländer glichen im zweiten Durchgang sensationell aus und gewannen schließlich nach Elfmeterschießen. Hernan Crespo kann somit eindeutig als der unglücklichste Torschütze Europas bezeichnet werden. Ein zweifelhafter Titel eines hervorragenden Stürmers, der weder mit den Mailänder Clubs AC und Inter, noch mit dem FC Chelsea oder einem damals viel versprechenden Lazio Rom die Champions League gewinnen konnte. Dafür erzielte der Argentinier im Jahr 2006 gleich drei Tore im Finale der Coppa Italia für Inter Mailand. Dumm nur, dass der Gewinner AS Rom hieß …

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