Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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HEIKO WESTERMANN
Wir kommen um uns zu beschweren
Die Haltung vieler Vereine, Zuschauer als Kunden zu betrachten, fördert die Mentalität, Spieler auszupfeifen, wenn das Produkt nicht stimmt. Wen die Beschwerde trifft, ist – mehr oder weniger – Zufall. Diesmal traf es den HSV-Kapitän Heiko Westermann. Von Roger Repplinger.

 

Heiko WestermannEinige Kunden des Hamburger SV haben ihn auf dem Kieker: Heiko Westermann, HSV-Kapitän
Foto Pixathlon

 

 

Diesmal ein Weißer. In den vergangenen Jahren hatte ein Teil der Zuschauers des Hamburger Sportvereins bei Heimspielen seine Enttäuschung bei Émile Mpenza, Thimothée Atouba und Paolo Guerrero abgeladen. Es traf immer den Falschen, so auch diesmal. Heiko Westermann, 27 Jahre alt, wurde bei der 1:2-Niederlage im Saisonvorbereitungsspiel gegen den FC Valencia ausgepfiffen. Nicht von allen 33.900 Zuschauer, aber permanent, bei jeder Ballberührung.

Westermann wurde vor ein paar Tagen als Kapitän bestätigt, er spielt, zusammen mit dem 23-jährigen Michael Mancienne, in der Innenverteidigung des HSV. Wenn die Offensiven nicht gut gegen den Ball arbeiten, und das defensive Mittelfeld – noch ohne den unter Achillessehnenbeschwerden leidenden Niederländer Jeffrey Bruma – die Räume nicht zustellen kann, dann sehen Verteidiger so aus wie Heiko Westermann gegen Pablo Piatti, der das 0:2 vorbereitet, und bei den drei Toren von Borussia Dortmund. Es hätten ein paar mehr sein können. Wenn Innenverteidiger, wie das gegen Valencia und Dortmund war, ständig in Zweikämpfe müssen und der Gegner in Überzahl ist, dann stimmt was nicht, aber nicht in der Abwehr.

Der Hamburger SV hat weder die Klasse des FC Valencia und noch die von Borussia Dortmund, gegen die beim Saisonauftakt am Freitag mit 3:1 (2:0) verloren wurde. Das Ergebnis ist knapper als das Spiel. Die Mannschaft ist neu, jung, nicht eingespielt, sie stand weder gegen Valencia noch gegen Dortmund in der Besetzung auf dem Platz, die sich Trainer Michael Oenning vorstellt. Es ist manches neu, nicht neu ist, das beim HSV nach Sündenböcken gesucht wird. Auch da haben Katja Kraus und Bernd Hoffmann eine Lücke hinterlassen.

Stadion-Besucher dürfen pfeifen, auch gegen die eigene Mannschaft, ungeduldig sein, falsche Erwartungen haben, unrealistisch sein, sich für Experten im Fußball halten. Die Haltung vieler Vereine, Zuschauer als Kunden zu betrachten, fördert die Mentalität, sich zu beschweren, wenn das Produkt nicht stimmt. Wen die Beschwerde trifft, ist – mehr oder weniger – Zufall. Oenning braucht Zeit, die Mannschaft auch, in Dortmund hat das, was in der vergangenen Saison zur Meisterschaft geführt hat, in der Saison 2008/09 mit einem sechsten Platz begonnen. Nur große Optimisten glauben, dass der HSV in dieser Saison Sechster wird. Zweistellig ist wahrscheinlicher. Ob beim HSV ein Aufbau wie in Dortmund über mehrere Spielzeiten klappt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es darf keiner der Verantwortlichen umfallen, wenn es mal rauer wird, die Fans müssen mitmachen, die Spieler, der Trainer muss passen, notorisch geschwätzige Aufsichtsräte müssen die Klappe halten. Da ist, was den Hamburger SV anbelangt, Skepsis angebracht.

Der Hamburger SV hat ein straffes Programm: am 13. August zu Hause gegen Hertha, danach in München gegen die Bayern, anschließend zu Hause gegen Köln, ab nach Bremen. Dann pfeift mal schön.

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