Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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ITALIEN
Denkmal auf Abschiedstournee
Im Umgang mit seinem Abschied zum Saisonende scheiden sich die Geister: Trainer Luciano Spalletti verweigerte Francesco Totti beim 4:1-Auswärtssieg der Roma die Einwechslung, obwohl selbst die Fans des AC Mailand seinen Namen riefen. Von Giovanni Deriu.

 

Francesco Totti winkt auf der ErsatzbankSchweigen zum Abschied: Francesco Totti winkt von der Ersatzbank. Foto Pixathlon

 

Im Umgang mit seinem Abschied zum Saisonende scheiden sich die Geister. Dass Francesco Totti nicht mehr auf der Höhe ist, rein fitnesstechnisch gesehen, steht fest. Nichtsdestotrotz ist Totti immer noch gut für ein paar lichte Augenblicke, in denen er selbst ein Tor machen oder vorbereiten kann. Trainer Luciano Spalletti, ein starker Charakter mit ebenso einem Dickschädel, Meistertrainer von St. Petersburg, und Offensivverfechter bei der Roma seit Jahren, tat schon vor der Saison kund, dass Totti zwar seine Minuten bekäme, aber allein der "Mister" entscheide wann.

Nun wurde Francesco Totti beim 4:1-Auswärtssieg beim AC Milan gar nicht mehr eingewechselt, nachdem er sich ausgiebig warm gemacht hatte. Die Südkurve des AC Milan im San Siro (Giuseppe-Meazza-Stadion), also auch die gegnerischen Fans, applaudierten Totti und erwarteten seinen Einsatz, um ihn dementsprechend zu verabschieden. Totti, so scheint es, gehört ganz Italien. "Mister" Spalletti sah den Sieg noch nicht in trockenen Tüchern, und wechselte stattdessen den späteren Torschützen El Shaarawy ein (davor hatte schon Edin Dzeko zweimal getroffen). Totti setzte sich brav und machte gute Miene zur schlechten Art des Trainers, der die Totti-Party allen vermieste. Wobei, ein Trainer hat das Recht nach seinem „gusto“ zu handeln - vermasselt er Spiele, trägt er am Ende die Verantwortung, und keinen interessiert es groß.

Jedenfalls fielen die Journaille und Experten sowie die Fans über Spalletti her. Immerhin: der AS Roma-Vorstand stärkte dem Trainer den Rücken. Dieses Thema sind allerdings schon viele leid, ganz oben Spalletti, denn nach Totti wird vor und nach jedem Spieltag gefragt. Dass die Roma immerhin knapp hinter Juve liegt (sieben Punkte dahinter, das Duell steigt am Wochenende), ist Spallettis und Dzekos Verdienst. Totti bleibt zwar ein Monument, aber es scheint, als sei ein würdiger Abschied nur (s)eine Kunst.

Sichtlich genervt, so gar nicht über das 4:1 in Freude, sprach Trainer Spalletti direkt die Fans und Kritiker an: "Egal, was ich mache, es scheint immer falsch zu sein. Ich behandelte Totti immer respektvoll wie jeden anderen Spieler auch. Schon zu Saisonbeginn wollte ich Klarheit wegen Francesco. Das Präsidium sicherte mir im Sinne des Erfolgs freie Hand zu. Ich habe vor Totti hohen Respekt und er trainiert, so wie er kann, sehr gut mit. Worum geht es eigentlich? Soll ich immer ein Komitee vor dem Spieltag zur Besprechung einberufen? Ob Totti spielt, oder nicht, oder wie lange? Spielt er fünfzehn Minuten, fragt man mich, warum ich ihn so spät einwechsele. Lasse ich ihn von Beginn spielen, wird gefragt, hat Totti überhaupt so viel Kraft?"

Luciano Spalletti selbst liebäugelt mit einem Abgang zu einem anderen Club, INTER Mailand buhlt bereits sehr, aber auch Juve hat ihn auf dem Zettel, falls Allegri im größten Erfolg gehen sollte. Spalletti stellte bereits klar, sollte Totti vom Rücktritt zurück treten, werde er, Spalletti die Roma definitiv nicht trainieren.

Und Totti? Der schweigt und scheint die Diskussion und seine Beliebtheit zu genießen. Totti ist und bleibt ein Großer. Ein gelungener Abschied ist es noch nicht. Er ist bereits ein römisches Monument, doch wie es bei Denkmälern so ist, irgendwann lassen sich die Tauben auf ihnen nieder.

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