THEMENWOCHE
Und dann kam Sarah
Von Italia Walter über Gaby Schuster bis Sarah Brandner: RUND stellt die wichtigsten Spielerfrauen in Deutschland vor. Von Christine Eisenbeis.

Italia Walter
Italia Walter ist die erste Managerin unter den Spielerfrauen. Die Gattin von Weltmeister Fritz Walter war auch die erste berühmte Spielerfrau. Schließlich sorgte sie für einen Riss in der bislang so harmonischen Beziehung zwischen Bundestrainer Sepp Herberger und seinem Lieblingsspieler. Was zu dieser Zeit in Deutschland eine besondere Brisanz hatte: Italia Walter war Ausländerin. „Sie hat schwarze Haare, lange rote Fingernägel und schminkt sich die Lippen“, schreibt Autor Jürgen Bertram in „Die Helden von Bern. Eine deutsche Geschichte.“ Alleine schon ihr Name war ungewöhnlich. Italia – so hießen damals höchstens Schauspielerinnen. Ihr bürgerlicher Name war Ita Bertoluzzi. Sie war in Italien geboren und wuchs in Frankreich auf. Italia Walter arbeitete bei der französischen Militärregierung als Dolmetscherin und lernte Fritz 1948 kennen, nachdem sie mit einer Dienstverpflichtung im Krieg nach Kaiserslautern gekommen war. Sie arbeitete als Dolmetscherin! Auch das noch. Das passte alles so gar nicht ins Bild der deutschen Ehefrau. Angeblich soll Sepp Herberger gesagt haben: „Die kann nicht kochen, die kann nicht nähen, die macht unseren Fritz fertig“.
Fritz Walter war jedoch verliebt in die gutaussehende und lebensfrohe Italia. Und Sepp Herberger konnte eine Hochzeit nicht verhindern. Dabei passte es ihm gar nicht, wie Italia sich plötzlich in die Angelegenheiten von Fritz einmischte. Italia Walter nahm ihrem Mann die großen Entscheidungen ab, wirkte im Hintergrund. Und sie ließ Sepp Herberger auch immer wieder spüren, dass Fritz längst keinen Fußball mehr spielen würde, wenn sie nicht wäre.

Italia Walter wurde nie zur Hausfrau. Sie kümmerte sich um die automatische Wäscherei, die ihr Mann erworben hatte, sorgte dafür, dass das Ehepaar ein Kino betrieb, dass Fritz Walter Repräsentant einer schwedischen Automarke wurde und den Sportartikelhersteller Adidas vertrat.

Beliebter wurde Italia Walter erst, nachdem sie ihrem Mann den Rat gab, in der Pfalz zu bleiben, statt ein lukratives Angebot von Atlético Madrid anzunehmen.

Aller Widerstände zum Trotz waren die Walters ein glückliches Paar – bis zu ihrem Tod.


Ilka Seeler


Ilka und Uwe Seeler
Das perfekte Paar: Ilka und Uwe Seeler Foto Hoch Zwei

Ilka Seeler gilt als klassische Spielerfrau, so wie sie eben sein sollte: „Sie sitzt zu Hause herum und hält dem Mann den Rücken frei – wie Ilka Seeler, die typische Nachkriegshausfrau“, sagte einmal der Hamburger Ethnologe Werner Krauß. Doch so sehr im Hintergrund wirkte Ilka Seeler gar nicht. „Ich hätte gar keinen anderen Mann heiraten können. Ich habe einen Mann gefunden, den ich betüdeln konnte. Und das habe ich reichlich getan. Wir haben uns prima ergänzt. Ich hatte den Part zu Hause, er auf dem Platz“, schrieb Ilka Seeler im Hamburger Abendblatt. Zu Beginn seiner Karriere war Uwe Seeler schüchtern, unsicher vor allem im Umgang mit den Medien. „Als ich ihn kennenlernte, da mochte Uwe nicht mal ans Telefon gehen, weil er so unsicher war, zu reden.“

Dass Frau Seeler eine selbständige, starke Frau war, die im Hause Seeler die Entscheidungen in die Hand nahm, streitet sie nicht ab. „Und wenn ich das manchmal etwas übertrieben habe, mit meiner Selbständigkeit, wenn Uwe gemeckert hat mit mir („Du willst immer alles alleine entscheiden!“), dann habe ich ihm nur gesagt: „Mäuschen, du wolltest das so, du wolltest eine starke Frau.“ Auch Uwe Seeler machte seine Scherze darüber: „Ich entscheide über die großen Dinge bei uns, meine Frau entscheidet über die kleinen Dinge und was große und was kleine Dinge sind, bestimmt meine Frau“, berichtete er im WDR zum Anlass seines 70. Geburtstages am 5. November 2006.


Gaby Schuster

Wer kennt sie nicht, die Frau, die die Männerwelt Fußball revolutionierte? Gaby Schuster nahm die Geschäfte ihres Mannes in die Hand und leistete damit Pionierarbeit. In den 80er und 90er Jahren folgten zahlreiche Frauen ihrem Vorbild und managten ihre Ehemänner selbst. Gaby Schuster fädelte den Deal des Europameisters vom 1. FC Köln zum FC Barcelona ein. Später handelte sie Millionenverträge mit Atlético Madrid, Real Madrid sowie Bayer Leverkusen aus. „Ich hatte noch nie einen so harten Verhandlungspartner wie Frau Schuster“, sagte Calmund über Schusters Transfer von Atlético Madrid zu Bayer Leverkusen.Schuster selbst litt angeblich auch unter dem Einfluss seiner Frau. In Leverkusen trug er den Spitznamen „Pantoffelheld“ Auch in den Medien hatte Bernd Schuster den Ruf, von seiner Gattin ferngesteuert zu sein. Dass Gaby Schuster als Spielerfrau revolutionierte, ist unumstritten. Auch für Reiner Calmund war 1994 eine Premiere, als er zum ersten Mal in seiner Karriere als Manager mit einer Frau am Verhandlungstisch saß. Dennoch sagt er auch: Ihre Verhandlungsmethoden waren professionell. Und: „Sie war knallhart.“ Es kam leider wie es kommen musste, irgendwann tauchten in der Presse alte Nacktfotos von ihr auf. Da hatte auch Gaby Schuster ihren Skandal.

Teil 2

Zurück  |