Thomas Hitzlsperger

Doku über homosexuelle Fussballer

 „Die Hoffnung ist, dass Fans weiter sind als die Verantwortlichen denken“

Manfred Oldenburg ist Regisseur der sehenswerten Doku „Das letzte Tabu“. Er lässt neben Thomas Hitzlsperger diejenigen Profifußballer ihre ganz persönliche Geschichte erzählen, die sich als homosexuell geoutet haben. Interview Matthias Greulich

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INTERVIEW
„Nein, nein, nein, der war nicht drin!“
Das Finale von Wembley: Uwe Seeler erinnert sich an Schiedsrichter Gottfried Dienst und das Jahrhundertspiel 1970 gegen Italien. Teil 2 des Interviews mit der HSV-Legende von Ali Farhat und Rico Rizzitelli.

 

WM 1966

England - Deutschland 4:2 n.V., London, 30.Juli 1966 Wolfgang Weber (l.), Uwe Seeler (2.v.l.) und Karl-Heinz Schnellinger (2.v.r.,) gegen Ray Wilson.
Foto Pixathlon

 

Klicken Sie hier, um den ersten Teil des Interviews mit Uwe Seeler zu lesen

 

Herr Seeler, Sie standen beim berühmten Finale von 1966 gegen England auf dem Platz. Sagen Sie uns, bitte: Dieser Ball von Hurst, war er drin oder nicht?
Uwe Seeler: (wird laut) Nein, nein, nein, der war nicht drin. Es war kein Tor. Ich war im Sechzehner, ich habe alles gesehen. Der Schuss von Hurst ist nie, aber wirklich nie hinter der Linie gegangen. Herr Dienst, der Schiedsrichter, hatte zuerst Ecke für die Engländer gegeben. Danach ist er zu seinem Assistent gerannt, der Tor gegeben hat, obwohl er 15 Meter vom Geschehen weg war ... Was uns wirklich weh getan hat, ist das Dienst seine Entscheidung geändert hat, für eine andere, die falsch war. Warum hat er sich beinflussen lassen? Ich weiß nicht, was mit ihm los war. Dienst war ein super Schiedsrichter, nur an diesem Moment hat er etwas Falsches gemacht. Er lebt heute nicht mehr. Aber wenn ein Schiri eine Entscheidung trifft, muss man die respektieren.

Eine andere Geschichte, das Halbfinale gegen Italien (3:4 n. V.) im Jahr 1970 in Mexiko. Das Spiel des Jahrhunderts, Sie waren aber in der Mannschaft, die verloren hat ...
Uwe Seeler: Es war echt ein wahnsinniges Spiel, es ging von einem Tor zu dem anderen, und umgekehrt. Wir waren platt, aber es war ein wunderbar. Zwei Mal gab es große Fouls gegen unsere Spieler im Strafraum der Italiener, aber zwei Mal entscheidet Schiri Yamasaki für Italien. Es war seltsam. Wenn er diese Fouls pfeift, spielen wir keine Verlängerung. Es wäre aber nicht  das legendäre Spiel gewesen, das wir kennen (er lächelt). Das Viertelfinale gegen England (3:2 n.V.) war schon dramatisch. Wir haben uns das Leben schwer gemacht, die Engländer führten 2:0. Dann haben wir gedacht: „Wir können nicht so rausfliegen“. Die Engländer haben uns geholfen, weil sie Bobby Charlton ausgewechselt haben, um ihn für das nächste Spiel zu schonen. Das sind kleine Details, die dich hoffen lassen. Im Endeffekt war diese WM ein tolles Abenteuer. Wir spielten auf 2.000 Meter Höhe, am Mittag, unter 55 Grad. Man musste schon hart sein.

Was halten Sie von Ihrer Karriere, im Endeffekt: Dass Sie Stammspieler bei der Nationalmannschaft in vier Weltmeisterschaften – von 1958 bis 1970 – waren, und dass Sie bei jeder WM ein Tor geschossen haben, oder das Sie zwei Titel als Weltmeister (1954 und 1974) verpasst haben?
Uwe Seeler: (seufzt) Da ich vier Mal an einer WM teilgenommen habe, denke ich, dass es mir gefallen hätte, einmal Weltmeister zu werden. Aber so ist das. Manchmal hat man Glück, manchmal hat man Pech. Im Endeffekt bin ich zufrieden, dass ich an vier Weltmeisterschaften in Folge teilgenommen habe. Auch in Chile – wahrscheinlich die schlechteste WM aller Zeiten, was für Spielqualität ist – hatte ich viel Spaß. Ich bin stolz darauf, dass ich an das ganze teilgenommen habe. Ne, eigentlich bin ich nicht stolz darauf; ich bin einfach nur zufrieden. Der Stolz, sowas kenne ich nicht. Eines Tages habe ich den folgenden Satz gesagt: „Man will gewinnen, aber man kann verlieren.“ Verlieren ist ja nicht so gut wie gewinnen, aber es gehört ja auch zu dem Spiel.

 

Uwe SeelerPassionierter Golfer: Uwe Seeler, 75
Foto Michael Danner

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