ITALIEN
Mit Berlusconi scheiterte auch Milan
Vor dem heutigen Champions-League-Spiel des AC Mailand bei Celtic Glasgow: Die Milanisti sind entsetzt über Rang 13 in der Serie A. Gibt es heute in Schottland eine Pleite wird über die Ablösung des von Silvio Berlusconi eingesetzten Präsidenten Adriano Galliano spekuliert. Von Giovanni Deriu. 

 

Silvio BerlusconiAuf der Tribüne in Mailand: Silvio Berlusconi und sein Statthalter Adriano Galliano (re.) Foto Pixathlon

 

So weit ist es also schon gekommen mit dem einst so stolzen und Fußball-Europa dominierenden AC Mailand. Platz 13 in der Serie A, und immer weniger Mannschaften die Furcht oder Respekt vor dem AC Milan haben. Stadtrivale Inter ist erfolgreicher. Bitter für Milan, dass ein indonesischer Großmogul namens Erick Thohir einen Teil seiner Milliarden eher bei Inter Mailand anlegen will. Auch wenn Silvio Berlusconi, derzeit namentlich nur noch durch seine Tochter und seinen jüngeren Bruder Paolo, der als Vizepräsident fungiert, vertreten ist. Präsident ist (noch) Adriano Galliani, den Silvio Berlusconi quasi im Alleingang dort postierte. Silvio ist und bleibt der Schattentrainer- und Präsident in Personalunion. Für viele Milanisti bedeutet AC Milan immer noch Berlusconi. Fluch und Segen zugleich. Der ehemalige italienische Ministerpräsident, dem jetzt das Gericht gemacht wurde, Sozialstunden abzuleisten habe er zudem, verkommt zur Lachnummer selbst in Italien. In Resteuropa nahm ihn schon lange kein Politiker oder Fußballexperte mehr ernst. Das zehrt an der Ehre aller.

Dass nun aber auch das einst so ambitionierte Fußball-Team schwächelt, möchte Barbara Berlusconi so nicht hinnehmen. Der Schuldige, Adriano Galliani, im Grunde aber Vater Silvio, der ganz eng zu Adriano Galliani hält. Zu viele Schlachten und Angriffe haben beide abgewehrt, und Galliani gab oft die Alibis für Berlusconis Umtriebe.

Zu viel Geld für zu wenig spielerische Qualität, habe Galliani eingesetzt, so Barbara Berlusconi. Stattdessen, meldete sich selbst Carlo Ancelotti, Milans erfolgreichster Coach nach Sacchi, aus Madrid zu Wort: "Galliani ist der Ronaldo unter den Managern...", man muss wissen, Ancelotti gehört wie viele andere Ex-Spieler zur großen "famiglia" - Berlusconis "Miland-Familie".
Die genießt finanzielle Unterstützung auf Lebenszeit, ein ungeschriebenes Milan-Gesetz. So machte Silvio immer sein engstes Umfeld gefügig. Ob dies noch lange funktioniert? Coach Massimo Allegri, schon lange nicht mehr ernst genommen von Italiens Sportjournalismus, zu widersprüchlich agierte er, zudem sein enger Draht zu Berlusconi, ist ein Trainer auf Abruf. Schon gegen Barcelona kann sein Ende besiegelt werden, ein Achtungserfolg sollte schnell her.

Und Adriano Galliani? Der ließ sich von herbeigerufenen Fotoreporter auf dem Parkplatz mit  enfant terrible Mario Balotelli ablichten, und versicherte: "Zu 101 Prozent bleibt Mario bei uns ...". Der Nationalspieler lächelte eher gequält.

Ob Balotelli, El Shaarawy, Robinho und Emanuelson oder Riccardo Montolivo: Klubs aus England oder Deutschland sind mögliche Interessenten. Ein Ausverkauf droht, die Reputation geht verloren. Noch wäre es nicht zu spät für einen Turn-Over, um Milans großen Namen zu erhalten. Doch mit Silvio Berlusconis verheerenden Image wird auch der AC Milan immer mehr im Schlamm versinken. Traut sich Barbara Berlusconi mit Gefolgsleuten den "Dolchstoß" zu?
 
Giovanni Deriu, 42, DaF-Dozent und freier Journalist, ist stets nah dran an der italienischen Serie A sowie in der tschechischen Gambrinus Liga.

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