BUCH-REZENSION
Dante: Ein Bertinho Vogts
Als der Bayern-Profi in die Seleção berufen wurde, wussten nur Familienangehörige wie hart er dafür gearbeitet hatte. Seine Karriere bis zur WM ist in seiner Biographie recht gelungen vom Autoren Patrick Strasser aufgeschrieben worden. Eine Rezension von Giovanni Deriu.
Sympathischer Bayern-Profi: Dante hat seine Autobiographie verfassen lassen. Foto Pixathlon
In der Fußballnation Brasilien existiert eine Statistik, die besagt, dass dort nur einer von 500 Jugendspielern schafft, Profi zu werden. Am Ende von „ICH, Dante“ (erschienen im riva-Verlag) weiß man, dass sich Einsatz und Hoffnung lohnen, wenn man nur, so wie Dante, davon überzeugt ist, es zu schaffen. Plackerei und Enttäuschungen inbegriffen. Heute, wo viele ambitionierte Jungkicker von Beratern und Eltern hofiert und chauffiert werden – durch die ganze Bundesrepublik, da begab sich Dante (man spricht seinen Namen in Brasilien übrigens „Daaantsch“ aus) einst als 16-Jähriger allein auf lange Reisen zum Vorspielen bei den bekanntesten Teams Brasiliens.
Dante heute rückblickend: „Ich war nie der Beste, nicht der Talentierteste, aber ich konnte mich quälen und hatte den absoluten Willen, es zu schaffen.“ Im Buch wird beschrieben, welche Trainingsmaßnahmen er freiwillig auf sich nahm. Alles glaubwürdig und ohne Übertreibung geschildert. Gänsehaut auch für den Leser – Dante beschreibt einen emotionalen Moment: „Als ich 2013 zum ersten Mal in die Selecâo berufen wurde, hat Jonílson vor Freude geweint.“ Der Onkel allein wusste, wieviel Arbeit für diesen Moment notweendig gewesen war.
Der Video-Gruß an seine Bayern wurde zum Kult, der Confed-Cup wurde gewonnen, und ausgerechnet Dante traf im heimatlichen Stadion „Fonte de Nova“, der Heimstätte des EC Bahia, dessen Fan Dante von Kindesbeinen an war. Im „Fonte de Nova“ traf Dante gegen Italien. Dante kam, traf und siegte – in seiner Geburtsstadt.
Das interessante und ansprechend aufgeschriebene Buch streift Dantes Stationen und Schwierigkeiten, beginnend in Frankreich beim OSC Lille, über Belgien bis hin nach Mönchengladbach zur Borussia und letztendlich zu den Bayern, wo der sympathische Brasilianer zu einem Führungsspieler reifte und zum Mitglied der Selecâo. Schließlich, so Dante, kenne man in Brasilien kaum belgische Vereine, oder Borussia Mönchengladbach, sein Bekanntheitsgrad, dann auch noch als Triple-Gewinner steigerte Dante erst in München.
Einige Trainer die ihn ausbildeten, kommen im Buch zu Wort, darunter auch Jupp Heynckes, der das Vorwort schreibt. Darin heißt es: „Auf dem Platz ist er ein Deutscher“, der Disziplin in der Taktik wegen, außerhalb aber „ein Brasilianer“, wie Coach Heynckes beschreibt. Egal wie stressig es wurde, Dante habe mit seinem Lächeln immer die Menschen um ihn herum für sich gewonnen.
Ricardo Gomes, ein ehemaliger Profi-Verteidiger, trainierte Dante beim EC Juventude. Gomes war es, der Dante vom Mittelfeldspieler (oft als „Sechser“) zum zentralen Verteidiger umschulte. Warum, wollte Dante wissen, „ich werde nie so verteidigen wie Sie“, fragte er Trainer Gomes. Der antwortete: „Das stimmt – du wirst es noch viel besser können.“
Belgiens ehemaliger Nationalkeeper Michel Preud' Homme führte ihn in der belgischen Liga bis ins Pokalfinale. Preud'Homme sei eine „Art Papa“ fernab der brasilianischen Heimat gewesen.
Mit dem neuen Coach Pep Guardiola nach der Heynckes-Ära gewann Dante den Weltpokal der Clubs. Über Pep Guardiola folgendes Zeugnis: „Pep ist ein großer Motivator, er findet immer die richtigen Worte, genau das, was wir hören müssen.“
Längst fühlt sich Dante mit seiner Frau Jocelina und seiner kleinen Familie in München heimisch. Speziell im Stadtteil Grünwald. In Brasilien unterstützt er SOS-Kinderdörfer. Im Urlaub macht er dort immer noch gerne Musik und Party mit Freunden von früher.
Das Buch ist recht authentisch und durchaus aktuell. Zu den Demonstrationen rund um die Weltmeisterschaft heißt es, dass Trainer Scolari zu seinem Kader sagte: „Das gehört in einer Demokratie dazu ...“ >>Tudo bem<<, so ein weiteres Kapitel, alles gut, pflegen die Brasilianer zu sagen, auch wenn Sorgen drücken.
Einige Regeln für angehende Juniorenkicker stehen auch im Buch, und was passt besser als dieses Fazit, aus einem brasilianischen Song: „Behalte Deinen Kopf oben, schick die Traurigkeit weg. Und glaub immer daran: Dein schönster Tag wird noch kommen!“ Dante hat immer daran geglaubt.
Giovanni Deriu, 42, Dipl. Sozialpädagoge und Journalist. Zum Buch: „ICH, DANTE“ mit Patrick Strasser und einem Vorwort von Jupp Heynckes;aus armen Verhältnissen in Brasilien zum FC Bayern München; Verlag: riva
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