INTERVIEW
„Eine dichtere Grasnarbe schaffen“
Daniel Wilhelms, 26, hat den Düngerstollen für Fußballschuhe erfunden. Einen Schraubstollen, der während des Spiels Rasendünger freisetzt und für dichteres Grün auf unseren Bolzplätzen sorgen soll.


Laufen und dabei den Rasen düngen: Stollen für Fußballer, denen ihr Bolzplatz nicht egal ist


RUND: Herr Wilhelms, wie kommt man auf die Idee, Stollen für Fußballschuhe zu entwickeln, die während des Spiels Dünger absondern?
Daniel Wilhelms: Ich wollte im Frühjahr 2006 mit ein paar Freunden auf den Fußballplatz, der aber mal wieder gesperrt war wegen der üblichen Pflegemaßnahmen. Ich habe mich dann mit dem Platzwart über die Probleme unserer Bolzplätze unterhalten.

RUND: Die gerade für Freizeitfußballer immer wieder ein Ärgernis darstellen.
Daniel Wilhelms: Das müsste nicht sein. Der Rasen braucht Sonne, Wasser und Dünger. Und er muss aerifiziert werden, ein Vorgang, bei dem normalerweise eine kleine Walze Löcher in das Gras stößt, damit der Rasen atmen kann. Diese Funktion übernehmen die Stollen. Fehlt also nur noch der Dünger.

RUND: Erklären Sie uns, wie Ihr Düngerstollen funktioniert.
Daniel Wilhelms: Er ist aufgebaut wie ein normaler Schraubstollen, in den eine 1,5 Zentimeter dicke Düngersubstanz eingearbeitet ist. Ein kleiner Teil des Plastiks wird durch eine Harzhülle ersetzt. Die Feuchtigkeit des Bodens tritt durch die Harzhülle ein und setzt die Düngerkapseln frei. Wo der Spieler läuft, wird gedüngt. Im Fachjargon handelt es sich um eine zonendifferenzierte Düngung.

RUND: Kann man mit diesen Stollen auch Fußball spielen und zur Grätsche ansetzen?
Daniel Wilhelms: Natürlich, da besteht kein Unterschied zu einem herkömmlichen Stollen. Da bricht kein Stollen ab, wenn es mal zur Sache geht. Bei den Tests ist keine Materialermüdung eingetreten.

RUND: Sie haben Kommunikationsdesign studiert und den Düngerstollen zum Thema Ihrer Diplomarbeit gemacht. Ist es nur ein Designer-Gag?
Daniel Wilhelms: Nein, die Grundvoraussetzung war, dass meine Idee alltagstauglich ist. Es geht darum, eine dichtere Grasnarbe zu schaffen, auf der Fußball mehr Spaß macht.

RUND: Ihre Erfindung wurde schon ausgezeichnet. Gibt es auch Kritik daran?
Daniel Wilhelms: Es gibt auch Leute, die das skeptisch sehen. Das Düngeprinzip wurde schon in Frage gestellt, ein Kritiker hat behauptet, dass der Rasen da fleckig wird, wo Spieler gelaufen sind und gedüngt haben.

RUND: Sind die Düngerstollen auch für den Profifußball geeignet?
Daniel Wilhelms: Eher nicht, die Profiklubs haben eigene Greenkeeper, die sich um den Rasen kümmern. Der Düngerstollen wurde vor allem entwickelt für Freizeitfußballer, denen ihr Bolzplatz nicht egal ist. Die Fußballplätze werden schöner und die Fußballer bekommen einen besseren Ruf, weil sie sich das ganze Jahr um die Rasendüngung kümmern.

RUND: Wie lange halten Ihre Düngerstollen?
Daniel Wilhelms: Nach vier Monaten sind sie leer.

Interview Rainer Schäfer

Weitere Informationen: www.daniel-wilhelms.com

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