SILBERMOND TEIL 2
„Wir sind immer noch Bautzener “
Einer der erfolgreichsten deutschen Bands kommt aus der Oberlausitz. Im zweiten Teil des RUND-Gesprächs reden Silbermond über ihre Heimatstadt, die Initiative „Laut gegen Nazis“ und die wirksamsten Rezepte gegen einen Kater. Interview Steffen Dobbert und Eberhard Spohd.


Silbermond
Silbermond: Die Sängerin Stefanie Kloß (3. v. l.), der
Schlagzeuger Andreas Nowak (2. v. l.) und die Brüder Johannes
(r.) und Thomas Stolle (l., Gitarre) Foto Özgür Albayrak

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RUND: Wann wart ihr zuletzt zusammen im Stadion?

Johannes Stolle: Bei der WM haben wir Ukraine gegen Italien gesehen.
Stefanie Kloß: Das langweiligste Spiel überhaupt. Da war es echt aufregender, Bier zu holen, als aufs Spielfeld zu schauen.

RUND: Ihr habt für die Initiative „Laut gegen Nazis“ gespielt. Habt ihr in Bautzen persönliche Erfahrungen gemacht?

Thomas Stolle: In Bautzen ist es zum Glück weniger geworden. Wobei man da vorsichtig sein muss. Die Vorgehensweise von Nazis ist heute anders als noch vor sieben oder acht Jahren. Sie tragen keine Springerstiefel mehr und rasieren sich nicht mehr die Haare ab. Trotzdem ist das Thema aktueller denn je. Gegen Nazis muss man etwas unternehmen, gerade im Fußball. Wir haben bei den „Laut gegen Nazis“-Konzerten mitgemacht und engagieren uns für ein Hörspielprojekt. Das liegt uns am Herzen.
Johannes Stolle: Ich habe in einem Krankenhaus Zivildienst gemacht. Ein anderer Zivi dort, man mag es gar nicht glauben, war ein Hooligan. Er hat immer gesagt, er sei nur Dynamo-Dresden-Fan. Dann stand in der Zeitung, dass er festgenommen worden sein soll. Aber am nächsten Tag war er wieder bei der Arbeit. Das fand ich sehr schlimm. Ich habe ihn gefragt, was ihn dazu bewegt hat. Ich meine, es geht um Fußball und nicht darum, sich die Fresse einzukloppen. Er konnte mir keine Argumente nennen.

RUND: Ihr wohnt inzwischen alle in Berlin? Seit ihr wie viele andere Jugendliche aus Bautzen in die große Hauptstadt geflüchtet?

Stefanie Kloß: Wir sind immer noch Bautzener und so oft wie möglich zu Hause, um unsere Geschwister, Familie und alte Freunde zu besuchen.
Thomas Stolle: Unsere Heimat ist Bautzen.

RUND: Und, ist Bautzen schön?
Stefanie Kloß: Hey, Bautzen ist eine super Stadt. Das ist einfach so. Das sagen wir jetzt nicht nur, weil es unsere Heimat ist. Die Stadt ist über 1000 Jahre alt. Das können nur wenige Städte von sich behaupten. Und die Altstadt ist wunderschön restauriert. Viele Türme, das ganze Drumherum, es ist toll, dort spazieren zu gehen. Bautzen hat unglaublich viele Kneipen, in denen auch Bands spielen. Echt cool.

RUND: Das war eine Laudatio auf die Stadt.
Stefanie Kloß: Das kann man nicht anders sagen.

RUND: Habt ihr euch untereinander schon mal angelogen? Wer ist der größte Lügner?
Stefanie Kloß: Der Andreas lügt uns bestimmt oft an, bei seinen Erklärungen, wieso er zu spät kommt. Dann heißt es: „Mein Auto ist stehen geblieben, weil der Wind so stark war.“
Andreas Nowak: Das habe ich nie gesagt. Mein Auto war zweimal kaputt.
Johannes Stolle: Der Lügner ist eindeutig Andreas.
Andreas Nowak: Hey!
Stefanie Kloß: Er traut sich nie abzusagen, dann sagt er immer: „Ich schaff es nicht zu kommen, weil, äh, ich muss noch einkaufen.“
Andreas Nowak: Ja, ist klar. Also, es hält sich hier die Waage mit den Lügen.
Thomas Stolle: Untereinander sind wir aufrichtig. Wenn es um Texte geht, muss man ehrlich sein. Das haben wir gelernt mit der Zeit.
Johannes Stolle: Ich sage immer, dass ich Thomas’ Texte gut finde.
Thomas Stolle: Lügen haben kurze Beine, lieber Johannes.
Johannes Stolle: Und lange Nasen, lieber Thomas.

RUND: Was unternehmt ihr gegen einen Kater? Rollmops oder Tabletten?
Stefanie Kloß: Rollmops ist echt ein lustiges Wort
Thomas Stolle: Da hilft nur, ein Gegenfeuer zu legen.
Stefanie Kloß: Hinlegen und nicht bewegen finde ich eine sehr gute Strategie.
Andreas Nowak: Gegenfeuer legen heißt was? Schnaps trinken?
Thomas Stolle: Gegenfeuer legen heißt, ein Bier zu trinken. Das ist gut, habe ich im Fernsehen gesehen.
Andreas Nowak: Glaub ich nicht, ich habe gesehen, dass man Rührei essen soll.
Johannes Stolle: Jetzt gib ihm doch mal recht. Spring über deinen Schatten. Spring, mein Sachse, spring.
Stefanie Kloß: Andreas gibt selten zu, dass er nicht Recht hat.

RUND: Armer Andreas. Habt ihr schon mal geklaut?
Johannes Stolle: Ich habe noch nie irgendetwas geklaut.
Andreas Nowak: Ich ja.
Stefanie Kloß: Was denn?
Andreas Nowak: Ich habe die Sterne vom Himmel geklaut …
Alle: Ahhhhh
Stefanie Kloß: … und sie Dir in die Augen gelegt.
Andreas Nowak: Nein, wirklich, ich habe einmal zu Weihnachten Christbaumkugeln geklaut. Es war ein Dreierpack, silberne Kugeln, ganz schön. Am 24. Dezember.
Johannes Stolle: Du Schwerkrimineller.
Stefanie Kloß: Ich klaue immer die Kugelschreiber aus den Hotels.
Johannes Stolle: Stimmt, und mir fällt jetzt gerade ein, ich habe aus dem Hotelzimmer schon mal Badelatschen mitgehen lassen.
Andreas Nowak: Ach du Scheiße!

RUND: Also Rock ’n’ Roll ist irgendwie anders. Aber wenn ihr die nächste Platinplatte verliehen bekommt, feiert ihr richtig. Läuft da vielleicht sogar eine Wette, was ihr dann macht? Rasiert ihr euch alle die Haare ab?

Johannes Stolle: Ja, aber nur am Hintern.

Silbermond
„Mit dem Ball eins sein“: Johannes (l.) und Thomas (r.) spielten beim SV Bautzen Foto Özgür Albayrak

Silbermond
Die Sängerin Stefanie Kloß, der Schlagzeuger Andreas Nowak und die Brüder Johannes (Bass) und Thomas Stolle (Gitarre) haben sich 1998 bei einem Musical der evangelischen Kirche in ihrer Heimatstadt Bautzen kennen gelernt und gründeten eine Band. Seit 2002 touren sie unter dem Namen Silbermond, 2004 und 2006 veröffentlichten sie ihre beiden Alben, die beide dreimal Platinstatus erreichten und insgesamt 1,3 Millionen Mal verkauft wurden. Dazu hat das Quartett etliche Musikpreise wie jüngst zweimal den wichtigsten Musikpreis Deutschlands, den Echo, abgeräumt. Sie zählen damit derzeit zu den erfolgreichsten Bands des Landes. Beim Silbermond-Fußballcup jedoch wurde ihre Managerin Nadine Bader Torschützenkönigin, die für die Alten Herren des RSV Germania Pfungstadt auflief.

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